No problem wegen der Posts, ich habe Humor und verstehe Spaß!
Ja, war in den Sommerferien 1979 die Reise. Zu der Zeit hatte ich gerade Zivildienst in einer Sonderschule gemacht. Zur Schule bin ich ein bissl länger gegangen als meine Klassenkameraden (äähm natürlich nicht auf die Sonderschule), lag vielleicht auch daran, dass ich im Kinderzimmer Zündapp-Motoren zerlegte, während andere Englisch paukten.
Zu der Zeit fuhren übrigens etliche Mädels Mopped. Werde demnächst 60. Den 1ser Führerschein haben mit 18 viele gemacht, kostete ja fast nix extra. Eine Stunde auf ner 100er Honda und man war Prüfungsreif (wenn man vorher schon ne Fuffziger gefahren ist). Und nee, mit der Freundin meiner Schwester hab' ich nix angefangen. Mit meinen 1,65 cm kam ich nicht bei allen Mädels an. Die Käuferin meiner Rally war dann kurz nach dem Kauf noch mal bei mir, weil kein Zündfunken da war. Lag aber lediglich am Kabel der Zündspule.
Die Rally war mein drittes Motorrad nach einer Zündapp KS 100 und ner gelben MZ TS 250, mit der ich 30.000 km zurückgelegt hatte. Zündapp und MZ hatte ich schon die Motoren gespalten und von der MZ hatte ich noch das Spezialwerkzeug. Für die Rally habe ich damals irgendwo in der Nähe von Frankfurt (Neu Isenburg?) 750,-- DM bezahlt. Die hatte allerdings den Mangel, dass zwar der Brief, aber nicht der Schein mitgegeben werden konnte. Der befand sich bei einem "faulen" Käufer, der die Vespa zuvor kaufen wollte, aber den Kaufpreis nicht bezahlte. Der Verkäufer hatte mir aber ein Gerichtsurteil aus dem Rechtsstreit mit dem "faulen" Käufer mitgegeben, der den geplatzten Kauf belegte. Kann auch ein Herausgabebeschluss für die Vespa gewesen sein. Damit war die Zulassung jedenfalls ohne allzu große Lauferei möglich.
Das Zerlegen des Vespa Motors ist mir als unproblematisch in Erinnerung geblieben, nur den einen Lageraußenring des KW-Lagers habe ich nicht raus bekommen (Trotz Warmmachen mit ner Lötlampe). Eine Vespa-Werkstatt hat mir den dann entfernt (die ham nen Azetylenbrenner genommen).
Genau genommen waren es 37,5 Stunden am Stück für die lange Rückfahrt in den Taunus. Hatte nen 5L-Kannister dabei, den ich beim Tanken immer mit befüllt habe, so dass ich längere Intervalle ohne Tankstelle zurücklegen konnte. Ca. 5 Liter hat sich die Vespa auf 100 km genehmigt. Morgens um halb zehn in Granada losgefahren, nur getankt, kaum getrunken und irgendwann nach Mitternacht an einer Tankstelle leichte Sehstörungen bekommen. So wie ein Film auf den Augen (dehydriert? unterzuckert?). Da hab' ich dann mal in das gut durchgezogene Baguette mit Nutella gebissen, welches ich mir morgens für die Reise vorbereitet hatte. Dazu noch 100gr. Schokolade von der Tankstelle. Ich sach nur; Nutella, beste Medizin. Danach konnte ich wieder gescheit sehen. Weil ich so wenig getrunken, waren auch kaum Pinkelpausen notwendig.
Eigentlich hatte ich gar nicht die Absicht durchzufahren, aber irgendwie hatte ich den Zeitpunkt zur Zeltplatzsuche verpasst und ruckizucki war es dunkel. Vormittag war ich dann schon die Rhone langefahren. Und je näher ich Deutschland kam umso weniger hatte ich Lust nochmal einen Übernachtungstag einzulegen. Irgendwann im Süden Frankreichs hatte ich mal vormittags einen Tiefpunkt und fragte mich, ob es möglich ist auf einem Mopped einzuschlafen. Habe den Tiefpunkt aber nach einiger Zeit überwunden. Autobahn bin ich in Spanien und Frankreich kaum gefahren, nur da wo es nix kostete (um Lyon rum und bei Besancon oder so). Hatte halt nicht viel Geld und mit der Vespa Autobahn zu fahren, machte auch nicht wirklich Spaß. Ansonsten halt in Frankreich die N7, die ich von früheren Motorradreisen an die Cote d'Azur kannte. Ab Deutschland dann natürlich die Autobahn, wollte so schnell wie möglich heim. Bei Freiburg wurde ich noch mal schwach und hätte fast aufgegeben und eine Bleibe gesucht, aber irgendwie stabilisierte sich mein Zustand wieder.
Abends um elf bin ich dann zuhause angekommen. Eine knappe Woche lang konnte ich die Arme nicht über die Waagerechte hinaus nach oben Strecken, sondern nur bis Lenkerhöhe. Waren wahrscheinlich die tierischen Vibrationen und die dauernde Zwangshaltung.
Die Vespa ist seinerzeit top gelaufen. Hatte richtig Dampf die Gute. Hatte mir nach dem Kauf den Original Vespa 10 PS Umrüstsatz besorgt, wegen der günstigeren Versicherungseinstufung. Beim Montieren für die Tüv-Eintragung ist mir aufgefallen, dass der 10 PS-Zylinderkopf einen deutlich kleineren Brennraum hatte als der Original 12 PS Kopf. So war die Idee geboren, den 12 PS Zylinder mit dem 10 PS Kopf zu kombinieren. Die Rally lief damit spürbar besser. Tacho um die 120 waren immer drin. Bergab auch Tacho 130. Denke mal, dass es auf der Geraden gute 100 in echt waren. Immerhin wurde die Rally seinerzeit bei MOTORRAD mit Höchstgeschwindigkeit 110 km/h gemessen (langliegend).
Was mir noch so technisches in Erinnerung blieb:
Kann mich nicht mehr daran erinnern, wie schwer der Schnorchel wieder auf den Rahmenanschluss ging. Was auf der Hinfahrt nervte, war die überkochende Batterie. Weiß bis heute nicht, ob die Rally überhaupt einen Regler hatte. Ich musste das dann so lösen, dass ich auf dem Hinweg ab Südfrankreich immer mit Licht gefahren bin. Das hat geholfen. Allerdings haben mich in Spanien dauernd Autos angeblinkt, weil die dachten, ich hätte aus Versehen das Licht an. Damals fuhr man tagsüber nicht mit Licht, waren ja noch viele Fahrzeuge mit 6V Lichtmaschine unterwegs. Mulmig war mir immer, wenn mich die Guardia Civil auf ihren 500er Sanglas Einzylindern wegen des Lichts anblinkten. Habe das dann immer aus gemacht, bis die außer Reichweite waren.
Die Vorderradbremse war auch für damalige Verhältnisse nicht besonders gut. Hat sich aber riesig verbessert, als ich auf dem Hinweg einen Pyrenäen-Pass mit voller Reisebeladung runtergebrettert bin und die Rally vor jeder Kurve zusammengebremst habe. Am Fuß des Passes hatte ich dann eine wunderbar und nachhaltig gut bremsende Vorderradbremse. Ob sich die Beläge angepasst haben oder alle flüchtigen Stoffe in den Belägen verraucht sind, weiß ich nicht.
Ja, damit sind jetzt erst mal alle Erinnerungen an die Rally 200 aufgeschrieben. 15 Jahre später hatte ich mal eine 200er Cosa, hatte aber keinen Bock die vielen kleinen Baustellen an der Cosa zu reparieren. Bin die daher nicht lange gefahren. Habe mich darauf auch unsicher gefühlt, weil für eine Gefahrenbremsung der Fuß erst vom Trittbrett auf das Bremspedal gehoben werden musste, was für mich zu lange dauerte. Mit Handhebeln konnte ich schneller bremsen.
Als ich letzten Herbst auf der Intermot die rote PX 125 gesehen habe war es wieder geschehen. Eine neue rote PX 150 musste her, die jetzt neben meiner 640er KTM Duke und der goldigen Honda Innova auf den Frühling wartet. Habe dann alles durchforstet, was ich noch an alten Vespa Prospekten habe und bin dabei auch auf den alten Verkaufsvertrag mit der Fahrgestellnummer gestoßen.
@ Fred: Interessant, dass du mit der Rally auch eine "Gewalttour" unternommen hast. Hamburg- Barcelona in 36 Stunden sind schon ne Ansage. Dann weist du ja, wie man sich danach fühlt.