Antisemitismus kann man aus historischer, religionsgeschichtlicher, sozialpsychologischer, politischer u.v.a. Perspektiven beleuchten Und diskutieren will ich das eigentlich nicht in einem Umfeld, wo man nicht weiß, aus welcher Ecke die Trolle kommen.
Eine dünne Erklärungslinie für die Antipathie, die für eine Erklärung von Judenverfolgung und Holocaust bestimmt nicht ausreicht:
Juden lebten schon sehr früh in der Geschichte in vielen Ländern (Diaspora) verteilt. Zur eigenen Identitätsstärkung betonten sie nach innen viele Gewohnheiten, Rituale, Glaubenssätze, Moden, die sie untereinander erkennbar machen und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. So entstand ein Eigenleben einer community inmitten einer Mehrheitsgesellschaft, die andere Sitten hat. Das führte in vielen Ländern zu einer Ausgrenzung und einem grundsätzlichen Misstrauen. Reinheitsgebote führen zu einer Abgrenzung gegenüber den "Unreinen". Das macht nicht beliebt und wirkt zuweilen arrogant (Selbstverständnis als auserwähltes Volk Gottes). Daran kann sich in Krisenzeiten, in denen Sündenböcke gesucht werden, die die Schuld an Katastrophen, Ungerechtigkeiten, usw. tragen sollen, ein regelrechter Hass entwickeln - verbunden mit der Idee "Wenn wir die vernichten, vernichten wir das Problem, das wir ihnen in die Schuhe schieben". So kann aus einem noch relativ harmlosen "Die sind aber schon komisch irgendwie" ein regelrechter Hass werden, der dann schon auf einen Schlüsselreiz wie eine Kippa entsprechend reagiert. Dumm, gefährlich und einer offenen Gesellschaft wie unserer, absolut unwürdig. Vom Nazi-Erbe, das offensichtlich noch frisch ist, und der Vermischung von Antisemitismus mit Kritik am Staat Israel, die oft unreflektiert einhergeht, mal ganz abgesehen.