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Empfohlene Beiträge

Geschrieben (bearbeitet)

?Kalt wars!?

?Haha, ja und sonst??

?Eigentlich kommt nach Kalt erstmal nix, ...aber je länger nun die Reise zurückliegt, umso weniger denk ich an die Kälte und da war dann doch schon noch was?

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Vorweg, den Weg durch Deutschland hab ich geschummelt und die Vespa in meinen Transporter geladen und bin damit bis nach Kiel gedonnert. Da sollte die Tour dann mit der Fährfahrt in die Norwegische Hauptstadt beginnen.

Von Oslo führte die Route zuerst Richtung Nordosten und schwedischer Grenze, also eher in die Einöde des norwegischen Hinterlandes. Ein Besuch der Kupfermine in Roros, die kleinen Strassen entlang der Flüsse mit den Fliegenfischern darin und die weiten Wälder über den Hügeln, prägen meine Eindrücke der ersten Tage.

Dann geht?s endlich an die Küste wo sich Trondheim sehr warm und sommerlich präsentiert.

Nördlich der Stadt, als meine Route nun entlang der Küste verlief, änderte sich dann schlagartig das Wetter und statt Sonne und blauen Himmel gabs ab nun Tiefdruck und Kalt. Tiefer Nebel und Temperaturen um 10° erinnern daran wohin die Reise gehen soll, geben einen kleinen Vorgeschmack was mich noch erwarten wird.

Die Fjörde zerklüften das Land und Verkehrsverbindungen und so wird die Fahrt immer wieder aufgelockert durch Fährübersetzungen, wo ich immer wieder gerne mit anderen Reisenden ins Gespräch komme und mich bei Waffeln und Kaffee ein wenig aufwärmen kann.

Insgesamt sollen auf meinem Weg von Trondheim bis zu den Lofoten nicht weniger als 11 Fährverbindungen vor mir liegen.

Ein Landschaftliches Highlight der Reise bieten dann die Lofoten mit ihren verträumten Fischerdörfen die in die Schroffen Felsküsten gebaut wurden und den Fischern noch immer die perfekte Infrastruktur für den Dorschfang bietet.

An diesen Plätzen würde man dann doch noch gerne länger die Gegend erkunden, aber mein Ziel steht fest und der Weg ans Kap ist noch weit daher spute ich mich bis Tromsö, wo ich 2 Tage auf einem Festival verbringe und noch ein wenig Energie tanke für die letzte Etappe in den weiten Norden.

Am 12 Tag meiner Reise nehme ich dann die Strecke von Tromsö bis ans Kap in einem Aufwaschen und kämpfe mich von 7 Uhr morgens bis 11 Uhr Nachts, knapp 700km durch die Fjells der Finnmark und klammere mich verbissen an den Lenker. Die Schneefelder und der zugefrorene See verdeutlichen die fallenden Temperaturen. Seit 5 Tagen hatte die Sonne zwar nicht mehr den Horizont berührt und kreiste nur am Himmel umher, trotzdem grundeln die Temperaturen bei 4°-7°, wobei der immerwährende Nieselregen die Sache auch nicht angenehmer gestaltet.

Nach 16 Stunden fahrt war ich dann schließlich am Ende, sowohl körperlich als auch Verkehrstechnisch. Der nördlichste Punkt den man mit einer Vespa Bereisen kann war erreicht.

Mutterseelen alleine verbrachte ich ein paar Stunden am Nordkappfelsen, ließ die Seele baumeln und dachte an den Weg der schon hinter mir lag, ehe ich mir ein paar Stunden Ruhe vor der Weiterreise gönnte.

Schon am Nächsten Tag verschiffte ich mich per Hurtigrouten CostalFerries von Honningsvag nach Kirkenes, der letzten Stadt vor der nordöstlichen Grenze mit Russland.

Von da weg ging der Trip dann schlag auf Schlag Richtung Finnland und schließlich immer nach Süden weiter. Die Sieben-Meilen-Reifen montiert, durchquerte ich das Land der Lappen und Rentiere mit nur 2 Nächtigungen, kämpfte mich durch endlose Wälder und Schotterstraßen, der russischen Grenze entlang. 300Km Schotterpiste hatte ich schließlich bewältigt, zum Glück hielt der fast schon profillose Reifen ohne Pannen.

In Helsinki konnte ich mich schließlich wieder in der Zivilisation wähnen, zudem hatte ich seit Savonlinna endlich ein paar Bekleidungsschichten ablegen können und feierte das südliche Klima von 18° in TShirt und sonnenbebrillt.

Das soeben stattfindende Johannusfest, die Mittsommernachtsfeier, zelebrieren die Finnen traditionell am Land, so war die Stadt recht leer und aus der erhofften Mega-Stadt-Party entwickelte sich dann ein kleines Gartengrillfest zu dem ich spontan eingeladen wurde.

2 Tage später übersetzte ich den Finnischen Meerbusen nach Tallinn wo ich nun erstmal meinen Fuss auf baltischen Boden setzte und die neuen EU-Länder als überraschend westlich und modern kennenlernte. Das kleine mittelalterliche Städtchen Tallinn war voll mit Touristen und verzaubernd authentisch. Definitiv nicht mein letzter Besuch hier!

Trotz allem packte mich das Heimweh und ich trieb meine Vespa in 800 km Tagesetappen durch Estland, Lettland, Litauen und nach Polen, wo ich in Danzig eine letzte Nachtruhe einlegte.

Tags darauf wartete die letzte Etappe der Rollerreise, und es sollte auch noch meine letzte harte Prüfung sein.

Der leichte Nieselregen der mir mit der neuerlichen Kaltfront gefolgt ist, entwickelte sich zu biblischen Regenfällen die mich innerhalb Minuten vollkommen durchnässten. 750 km sollte die Strecke nach Kiel haben, nach 3 Stunden und nur 130km, nass bis auf die Unterhosen und durchgefroren bis an die Knochen zweifelte ich an der Fortsetzung der Fahrt.

Aber das mentale Training der letzten Wochen ließen mich nochmal die Zähne zusammen beissen und so machte ich mich, bekleidet mit den letzten trocken Resten die ich noch in den Taschen fand, wieder auf die Straße. An der nördlichen deutsch-polnischen Grenze durfte ich dann nicht passieren, da es sich lediglich um einen Fussgänger Übergang handelt, dadurch musste ich nochmal 100km zusätzlichen Umweg auf die Tagesrechnung setzen.

Als ich dann endlich die Grenze nach Deutschland überquert hatte, bremste die Kombination starke Gegenwind/Regen/15° die Vespa selbst auf Bergabstücken auf 70km/h und ich konnte mich im Windschatten der LKW's kaum auf der Spur halten.

Der Verzweiflung nahe, winkte plötzlich ein Gemüselaster aus dem Fenster, stoppte mich am Pannenstreifen und fragte ob ich nicht bei Ihnen mitfahren wolle. Nun, die Vespa war schnell verladen, und ich saß schon im Führerhaus mit einer Decke um die Schultern und einer heißen Tasse Kaffee in der Hand. All die Verzweiflung löste sich plötzlich und Hannes und Emin konnten mich 250km mitnehmen, wofür ich ihnen unendlich dankbar war. Aber Emin meinte nur:?Martin, esse Weintrauben!!? :)

Die letzten 70km nach Kiel spulte ich dann trotz Nacht und schlechtem Wetter genüßlich ab, ehe ich mich noch des Nächtens auf den Weg nach Wien machte.

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Bearbeitet von Rusty Sprint
  • Like 1
Geschrieben

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Tolles Bild unter Vielen , und das Beste was ich in langer Zeit in diesem Forum gelesen habe ......Danke !

Geschrieben

*melancholischmodus an*

echt Hammerschöne Bilder und so wies klingt auch ein absolutes Lebenserlebnis :)

*snief* ^^

oder mit einem wort:

schön :)

*melancholischmodus aus*

Geschrieben (bearbeitet)

Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen ! :-D

Darf man fragen was du ungefähr fürn Budget verbraucht hast ??!! :-D

Bearbeitet von pepper_hh
Geschrieben
Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen ! :-D

Darf man fragen was du ungefähr fürn Budget verbraucht hast ??!! :-D

Moi!

Kann ich dir ned so genau sagen, weil erstens hab in der vorbereitung Unsummen versenkt (mx protectorhemd, neues boardwerkzeug, bekleidung, equipment, etc etc.) und auf der tour selbst hab ich am ca. 7 Tag meine Kreditkarte irgendwo ausgestreut und daher ist die nachträgliche kostenkontrolle etwas unübersichtlich geworden.

Aber ich denk mal ohne Vorbereitung werd ich wohl so um die 2.500? gebraucht haben +-1.000 :-D

Das Leben ist auch in Jugendherbergen und auf Campingplätzen eher teuer, aber das ist ja nix neues.

Ich hab jedenfalls seit ca. 6 Jahren auf die Reise gewartet, heuer hat dann alles privat und beruflich soweit zusammengepasst und ich konnte loslegen. Da wollte ich nicht aufs Geld schauen.

Ich hab zwar immer die günstigste Möglichkeit zum "Leben" gewählt, aber eher weil ich lieber im Dormatory der Jugenherberge schlafe als im Hotel. Is einfach geselliger und man bekommt mehr mit vom Land.

Nächtigungen so zwischen 250 - 500 Nok ( roundabout 30-70?)

Geschrieben

Moin,

das schönste was ich in meiner bisher kurzen GSF Zeit hier zu lesen/sehen bekam! :-D :-D :-D

Wie lief es den Vespa mässig so..irgendwas gravierendes putt gegangen? Übliche Verdächtige: Kulu Zug?

Einfach nur schöne Bilder!

Gruß

Xarri

Geschrieben

tolle reise!

sowas plane ich auch für nextes jahr, ich weichei möchte aber mit meinem opel rekord c , baujahr 70 fahren...

wenn sich ein paar leute finden, könnte ich ja die reservereifen und kolben mitnehmen...

in tallinn war ich schon mal vor 7 jahren, es ist wirklich unglaublich dort!

superhübsche damen, überall computer und nette leute, rauchmelder an den zimmerdecken, geile cafes und musik...

riga war dann das genaue gegenteil...

mehr von solchen trips!

gruß, stefan

Geschrieben (bearbeitet)
WOW!

Bin fasziniert & angefixt!

Danke für den Bericht und die Bilder!!!! ...echt perfekt! :-D

...da weiß man mal wieder wofür dieses ganze digitale Technickschnickschnack gut ist.

applaus.gif

Fotoausrüstung hatte ich dabei: Nikon D80/Tamron 17-50mm 2.8/Nikon 80-200mm 2.8/Blitz Nikon SB800/WackelStativ von Velbon

Ganz schön viel Zeug - nächstes Mal ist weniger mehr

Wie lief es den Vespa mässig so..irgendwas gravierendes putt gegangen? Übliche Verdächtige: Kulu Zug?

Vespa lief hervorragend!

P200E BJ81 komplett original, nur Ancilotti Sitzbank

15666km beim Start, 21155km zurück in Kiel - Dazwischen hat sich in Finnland einmal, und in Polen ein zweites mal, der Auspuffbolzen gelockert und bei der Gepäckträgerkonstruktion hat sich eine Mutter verabschiedet die ich notdürftig wieder halbwegs fixiert bekam.

Erwartungsgemäß musste ich einmal Reifenwechseln, Gott sei Dank hielt sich der Profilabrieb dank 75% nasser Fahrbahn in Grenzen, und ich musste nicht im Norden bei 3° ran, sondern konnte in Helsinki entspannt im TShirt im Hinterhof der Jugendherberge wechseln. Der Conti Twist hielt somit ca 6500 km (1500km hatte er schon vor abfahrt drauf).

Meistens war ich so mit 80-85km/h unterwegs, bergab kratzte ich auch schon mal am dreistelligen Bereich :-D

Die Fahreigenschaften einer vollbeladenen Vespa sind traumhaft, am liebsten tät ich nur mehr so fahren. Nur am Schotter wars natürlich etwas wackelig, eh klar. Da bin ich dann halt so zwischen 30-50 gefahren, manchmal sogar 70, aber da hatte ich dann vor Ilomantsi ein prägendes fast-sturz-erlebnis :-D , worauf ich mich wieder auf die 30-50 konzentriert hab :-D

Bearbeitet von Rusty Sprint

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