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Geschrieben

Ich hoffe es war noch nicht:

"Ende eines wunderbaren Rollers" von Norbert Meiszies

aus der Tageszeitung "Die Welt"

Ende eines wunderbaren Rollers

Nach etwas mehr als dreißig Jahren wird die Produktion der legendären Vespa PX eingestellt. Lärm- und Abgasvorschriften besiegeln das Aus des erfolgreichsten Modells von Piaggio aus Italien

Vor 30 Jahren, 1978, wird aus Karol Wojtyla Papst Johannes Paul II., Jimmy Carter erhält den Friedensnobelpreis, und John Travolta tanzt sich durch den Film "Saturday Night Fever". Auch in der Toskana, zwischen Pisa und Florenz, wird in der beschaulichen Kleinstadt Pontedera wieder einmal Geschichte geschrieben. In den Werkshallen von Piaggio laufen ein Jahr nach der Vorstellung die Serienfahrzeuge der Vespa PX vom Band, jenes Modell in einer langen Reihe legendärer Vespa-Roller, das millionenfach verkauft zur erfolgreichsten und am längsten produzierten Vespa wurde. Nun ist Schluss.

Der Zahn der Zeit, sprich der technische Fortschritt und verschärfte Abgasvorschriften, fordert seinen Tribut. Die weltweit letzten 1000 Exemplare werden nun als "Limited Edition" mit dem 125er Einzylinder-Zweitaktmotor angeboten wie er seit gut 30 Jahren fast unverändert in der PX-Baureihe verwendet wird.

Für viele Menschen steht Vespa als Synonym für alle Roller. Diesen Stellenwert haben sich die italienischen Fahrzeuge in ihrer 62-jährigen Geschichte mit einer bewundernswerten Beharrlichkeit und Sturköpfigkeit verdient. Erst vor Kurzem hat der Hersteller die 150. Variante eines Rollers vorgestellt. Welches andere Fortbewegungsmittel kann schon von sich behaupten, jahrzehntelang mit dem gleichen Konzept Erfolg zu haben?

Das Modell PX ragt aus der Vielzahl unterschiedlicher Roller heraus. Seit ihrer Vorstellung 1977 wird die PX in verschiedenen Hubraumvarianten - in Deutschland zuletzt mit 125 beziehungsweise 200 Kubikzentimetern - weitgehend unverändert angeboten, von moderaten Modellveränderungen wie dem Anbau eines elektrischen Starters oder einer Scheibenbremse vorn mal abgesehen. Die Nachfrage nach diesem Roller riss nie ab.

Während ein VW Beetle oder der neue Mini durchaus als Modegag zu verstehen ist und auch als Aufguss alter Traditionen bewertet werden kann, ist die PX kein Retro-Objekt: Sie ist immer noch das Original. Wo alle anderen Roller vergleichsweise langweilige Automatikantriebe aufweisen, darf man bei der PX noch von Hand kuppeln und schalten. Dass die vier Gänge selten geräuschlos und nur unter Einsatz beherzter Kräfte einrasten, untermauert das urwüchsige Fahrgefühl mit diesem Zweirad.

Den verschärften Abgas- und Geräuschvorschriften der zurückliegenden Jahre begegnete man in Pontedera mit Hilfsmodifikationen, die das einstmals kraftstrotzende Herz in ein altersschwaches, aber straßenzulassungsfähiges Organ verwandelten. Von den zehn PS Leistung der 125er blieben auf diese Weise 7,5 Pferdestärken übrig. Kaum vorstellbar, dass 1980 zwei Franzosen auf ihren P 200 X das Ziel der berüchtigten Wüstenrallye Paris-Dakar erreichten.

Noch mehr Tradition als der Motor strömt das Fahrwerkskonzept aus, das auf die Anfänge von 1946 zurückgeht. Selbsttragende Blechkarosse, Kurzschwinge vorn und Triebsatzschwinge hinten sind das altbekannte Rezept.

Allerdings sitzt der Antrieb rechts am Hinterrad, was ein eigentümliches, scheinbar unkontrollierbares Fahrverhalten zur Folge hat.

Wer moderne Roller gewöhnt ist, wird sich vermutlich erschrecken. Vespa-Fahrer leben damit.

Ungewöhnlich gestaltet sich auch das Bremsen: Die hintere Trommelbremse ist von einem Fußpedal rechts im Trittbrett recht unsensibel zu bedienen. Der linke Lenkerhebel ist ausschließlich für die Kupplung reserviert.

Dafür genießt man auf der topfebenen Sitzbank selbst zu zweit einen Komfort, wie er heute selten vorkommt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sich ehemalige Vespa-Fahrer so gern zurückerinnern, als sie mit ihrer Freundin im Rücken ins Kino fuhren, um John Travolta tanzen zu sehen.

673 000 Lire kostete die erste P 125 X. Umgerechnet 350 Euro waren damals viel Geld, heute bekäme man dafür nicht einmal mehr eine heruntergekommene, gebrauchte PX. Für die letzte echte Vespa, Jahrgang 2008, muss man als "Limited Edition" satte 4249 Euro hinlegen (siehe Kasten). Mit etwas Glück findet man aber auch noch eine "normale" PX für 3249 Euro, denn zahlreiche Händler haben rechtzeitig Restbestände dieses legendären Rollers aufgekauft.

Für soviel Geld gibt's dann jede Menge Tradition inklusive einer rustikalen Handschaltung und eine Zeitreise, die für den Käufer und seinen Sozius bis zu dreißig Jahre zurück reicht.

Quelle

Geschrieben
... was ein eigentümliches, scheinbar unkontrollierbares Fahrverhalten zur Folge hat ...

Das wird die harten Jungs mit ihren Kettenfahrzeugen hier aus dem Forum mal wieder freuen

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