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Steuerzeiten ermitteln


Olli ETS

Empfohlene Beiträge

Nachdem in letzter Zeit häufiger die Frage nach dem ?Wie?? gestellt wurde, habe ich mal eine kleine Zusammenfassung erstellt.

Ermittlung von Steuerzeiten

Arbeitsmittel

Gradscheibe (Download in den FAQ),

15 cm Draht (z.B. alte Fahrradspeiche),

ein Stück Hartkunststoff (Bastelbedarf),

Schraube M6x 10mm,

1 Blatt Papier und ein Stift.

Den zusammengebauten Motor (Zylinder mit Fussdichtung, ohne Zylinderkopf) mit einer Gradscheibe versehen und einen selbstgebogenen Zeiger mit dem Zylinder verschrauben.

Zylinder mit Distanzstücken (z.B. U- Scheiben) über mindestens 2 Stehbolzen verschrauben.

steuer_7_3.jpg

Kolben auf OT (oberer Todpunkt) drehen und Gradscheibe auf 0 Grad ausrichten.

Hierfür entweder mit Fingerspitzengefühl oder der Umschlagmessung OT ermitteln.

Umschlagmessung

OT ist mit Fingerspitzengefühl auf 0 Grad ausgerichtet.

Nun verschraubt man einen Kolbenstopper (gebogenes Stück Draht mit einem Hartkunststoff Aufsatz) über einen der Stehbolzen und dreht den Kolben einmal rechts und links gegen diesen Anschlag.

steuer_10.jpg

Dabei mit leichtem Druck den Kolben auf Position halten und den rechten/ linken Anschlag auf der Gradscheibe vermerken.

Die Mitte zwischen den beiden Strichen ist die entgültige OT Markierung.

Hiernach dann die Gradscheibe endgültig auf 0 Grad ausrichten.

Was interessiert uns?

1. Wann öffnet/ schließt der Auslass?

2. Wann öffnen/ schließen die Hauptüberströmer, Nebenüberströmer und der Boostport?

Kolben langsam von OT nach UT durch den Zylinder drehen und die Gradzahlen in einer Tabelle notieren, bei denen sich der Auslass und die Überströmer öffnen/ schließen.

Beispielzylinder:

OT= 0 Grad,

Auslass öffnet= 95 Grad,

Hauptüberströmer öffnen= 125 Grad,

Boostport re+ li öffnen= 128 Grad,

Nebenüberströmer öffnen= 130 Grad,

Boostport Mitte öffnet= 132 Grad,

UT= 180 Grad.

Diese Messungen ein paar Mal durchführen und Mittelwerte bilden.

Was können wir jetzt mit den ermittelten Gradzahlen anfangen?

Auslass:

Der Auslass öffnet 95 Grad nach OT,

d.h. 180°- 95°= 85°.

Gesamtauslasszeit somit 85°x 2= 170°.

Überströmer:

Die für uns interessanten Hauptüberströmer öffnen 125 Grad nach OT,

d.h. 180°- 125°= 55°.

Gesamtüberströmzeit somit 55°x 2= 110°.

Die Nebenüberströmer und der Boostport sind hier uninteressant, da sie erst nach den Hauptüberströmern öffnen.

Diese zeigen aber sehr schön die zeitlichen Abläufe beim Überströmen und den Einfluss der einzelnen Kanäle!

Aus diesen beiden Werten lässt sich jetzt recht einfach der Vorauslass ermitteln.

Der Vorauslass ist die Zeit wo der Auslass geöffnet ist, aber noch kein Überströmvorgang eingesetzt hat.

Somit ergibt sich (170°- 110°)/2= 30°.

Steuerzeiten des Beispielzylinders:

Auslass= 170°,

Überströmer= 110°,

Vorauslass= 30°.

So einfach ist die Ermittlung von Zylindersteuerzeiten!

Für den Drehschieberfahrer ist noch eine andere Zeit interessant, die Einlasssteuerzeit der Kurbelwelle/ Gehäuse.

Gleicher Ablauf wie bei den Zylindersteuerzeiten, nur diesmal mit Blick in den Gehäuseeinlass.

Beispielmotor:

OT, Einlass ist geöffnet = O Grad,

Einlass ist geschlossen= 55 Grad,

UT, Einlass ist geschlossen= 180 Grad,

Einlass öffnet= 240 Grad.

Somit ergibt sich eine Einlasssteuerzeit von 55°+ (360°-240°)= 175°.

D.h. 120° vor OT und 55° nach OT ergeben 175° Einlasssteuerzeit.

Letztendlich kann man dann auf einem zweiten Ausdruck der Gradscheibe das ganze verschiedenfarbig im Kreisdiagramm aufzeichnen, macht das Ganze sehr anschaulich.

:-D

Gruß,

Olli

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Nachtrag: für die Zylindersteuerzeiten ist es nicht so wichtig, stimmt der OT nicht 100% bekommt man halt etwas unsymetrische Steuerzeiten, die SUMME (und um die gehts!!) stimmt trotzdem. Soll heißen: Auslaß zB 180°, stimmt die Ot stellung nicht mißt man halt 93 und 87° :-D

Heikler ist es jedoch bei der Bestimmung der Einlaßsteuerzeit bzw. bei Feststellung, wann die Kurbelwelle nach OT zumacht!

Gerald

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OK, wenn's so schwer ist noch einen Nachtrag zum OT Bestimmen:

Am besten schraubt man sich eine Kolbenstopper ins Kerzenloch und fährt vorsichtig einmal rechts herum und einmal links herum gegen die Schraube. Dort wo es nicht mehr weiter ging, markiert man sich auf der Scheibe die Stelle, auf die der Zeiger gerade steht und wählt als OT Markierung die Mitte zwischen beiden Strichen.

Besser ist jetzt natürlich, wenn wir die Scheibe auf der Welle so verdrehen, dass die selben Grade vor wie hinter der Top-Position des Kolbens an den Stopps abzulesen sind. :-D

Gruss,

Volker

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OK, wenn's so schwer ist noch einen Nachtrag zum OT Bestimmen:
:-D:-(

Die OT Bestimmung via Umschlagsmessung ist sicher noch genauer und weniger fehlerbehaftet , keine Rede.

Trage ich noch nach.

Doch meist reicht für eine schnelle Ermittlung die einfache Methode mit ein bißchen Gefühl in den Fingern.

:-(

Gruß,

Olli

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hallo!!!

@ ets3 ist das jetzt die einfachere und schnellere methode gewesen? und wie weiß ich wie weit ich dan das Auspufloch öfnen muss??? :-D

:-(  :-(  :-(

--

Wer bremst hat Angst

@maxlV50

Die "Fingerspitzen OT Ermittlung" ist die einfachste Methode.

Wenn Du die Steuerzeiten ermittelt hast kannst Du Dir erst Gedanken über Deine gewünschten Änderungen machen.

Die Änderung der (Auslass)Steuerzeit wäre jetzt der nächste Schritt.

Die Grundbasis ist aber erstmal die Steuerzeitenermittlung, Du willst ja auch wissen was Du machst!?

Die möglichen Änderungen in der Breite sind hier schon oft beschrieben worden (Sehnenmass ~ 65°- 70°).

Weitere Bearbeitung wäre auch ein neuer Bericht/ Topic.

Wer macht weiter?

:-(

Gruß,

Olli

Edit: Im obrigen Bericht habe ich noch die Umschlagmessung eingefügt.

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  • 10 Monate später...

Hallo zusammen,

ich hab das mal so wie im Kochrezept steht bei mit durchgemessen.

Nur bin ich mr jetzt nicht sicher welcher Wert der richtige ist!

Ich fahr nen Polini mit Langhub und 1,5mm Fudi.

Vor kurzem hab ich den Zylinder etwas bearbeitet(Überströmer am Fuß und Auslass)

und wollte jetzt doch mal wissen was die genauen Daten so aussagen.

Also gemessen hab ich:

Auslass öffnet: 91°also 178° Auslass

bei den Überströmern bin ich mir nicht sicher, weil ich nicht weiß welche ich nehmen soll?

Somit hab ich noch 2 Werte gemessen:

115° und 124°

Was sind bitte die Hauptüberströmer, Nebenüberströmer,Boostport(li,re) und Boostportmitte?

Wenn ich die 115° in die Rechnung nehme, habe ich einen Vorauslaß von 25° was er ja schon original hat( dann könnte er ja noch etwas mehr bekommen)

Anders hätte er bei 124° ja schon 34° Vorauslass was ja wahrscheinlich schon zu viel ist.

Ich schau mir das jetzt noch mal an - vielleicht komm ich ja auch selbst drauf!

thankx :-D

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  • 7 Monate später...

soderl. kommt auch in die faq, aber ich hau's auch mal hier rein:

steuerzeiten.png

pdf mit text dazu: http://www.vespa-t5.org/download/steuerzeiten.pdf

nun ein paar fragen... was bewirken ganz allgemein veränderungen, bzw. welche lassen sich pauschalisieren? "warum macht dann n kleiner VA untenrum druck?" warum zieht irgendwann bei der auslaßbearbeitung der vierte gang nichtmehr?

vielleicht kann man das hier mal zusammenfassen, ich nehm's dann auch in das glossar auf und sedor/kk in die faq.

vielleicht das topic gleich nach "technik allgemein" schieben?

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vielleicht kann man das hier mal zusammenfassen, ich nehm's dann auch in das glossar auf und sedor/kk in die faq.

...ich bin froh über das topic und sobalds nen gemeinsamen nenner gibt bzw ne zusammenfassung ists sofort in der GSF-Mitschrift drin..

greetz,

KK

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das mit dem pauschalieren ist so eien Sache....

Mehr Vorauslaß bedeutet nämlich vorallem mal weniger Nutzhub, weniger effektive Verdichtung,...., aber auch länger Zeit für die Nutzung einer effektiven Aufladung via Auspuffresonanz...., und somit auch mehr Auslaßzeitquerschnitt.....

Um das alles zu erklären, damit es jetzt wieder jeder versteht, brauch ich aber zumindestens eine A4 Seite....

wenig Vorauslaß bzw. wenig Auslaßzeit überhaupt begünstigt die Aufladung des Zylinders im unteren Drehzahlbereich, es geht weniger Frischgas über den Auslaßschlitz verloren (Spülverlust, Spülmittelaufwand) und es kann mehr Gemisch in dem Drehzahlbereich verdichtet und gezündet werden. Höhere Füllung bedeutet immer auch höheres Drehmoment, und via "Leistung proportional Drehzahl mal anliegendem Drehmoment" auch Schmattes am Hinterrad!

Bei weiter wachsender Drehzahl reicht aber irgendwann der Zeitquerschnitt nimmer aus, um den Zylinder in der Zeit der offenen Kanäle ausreichend zu spülen, sprich zu laden und zu entleeren, folglich sinkt die Leistung wieder und der Motor riegelt ab, "fährt gegen die Wand"...., ok!

Wegen der Leistungsdefinition legt man es für Spitzenleistung daher auf hohe Drehzahlen aus, wofür man wiederum lange Steuerzeiten braucht, große Querschnitte,....um in möglichst kurzer Zeit möglichst viel brennbares Gas reinzuschaffen, zu verdichten und zu zünden, und auch wieder aus dem Zylinder rauszuschaffen, bevor die nächste Ladung ansteht...., alles klar?

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Man könnte also sagen: Wenig VA bringt Füllung im unteren Bereich.

Aber ein geringer VA kann ja durch zwei verschieden Wege erreicht werden:

1) Reduzieren der Auslaßzeit.

2) Erhöhen der ÜS Zeit.

Wie fährt sich ein Zylinder, bei dem ein geringer VA durch anheben der ÜS Zeit erreicht wurde und nicht durch kürzere Auslaßzeit?

mfg - Rudl

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= Pinasco-215 Schrott!

Wenn du mal - im Bell etwa - nachliest, dann findest du da auch eine Zusammenfassung der Tatsache, daß jede Steuerzeit eine korrespondierende Drehzahl maximaler Leistung (ist leider nicht gleich Füllung) hat, was nicht nur für Auslaß, EInlaß und Überströmer gilt, sondern völlig Hubraum-unabhängig für alle Zweitakter!

Weil wir einen sehr langen Einlaßweg haben, vertragen unsere Kisten etwas mehr (vorallem Einlaß und ÜS-Zeit) als drehzahlmäßig im grünen Bereich wäre, aber ansonsten gilt das auch für uns! Passen die Steuerzeiten nicht zur Drehzahl des angestrebten Leistungsmax (ist es zwar nicht genau, aber nenne es trotzdem mal so!), dann hat dein Motor ein Problem.....!

Setzt du das zu weit hinauf, kommst du nicht in den vierten Gang, auch wenn sich rechnerisch das Band dadurch deutlich verbreitern würde (tatsächlich kannst du aus u.a. mechan. Gründen den oberen Bereich nimmer erreichen bzw. nutzen, ohne daß dir alle Teile um die Ohren fliegen...).

Abgesehen davon, muß bei der jeweiligen Drehzahl (bzw. max. erreichbarer Drehzahl) auch noch genug Querschnitt vorhanden sein, der Zeitquerschnitt also nicht schon vorher Null sein, sprich es muß noch was durchgehen können während der Kanal offen ist. Reicht dafür die Zeit nimmer aus (bei zunehemnden rpm bleibt für den Spülvorgang immer weniger Zeit!) läuft der Motor an die Wand!

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