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"Die Befreiung der Arbeit"


Marc Werner

Empfohlene Beiträge

Liebe Leute, vielleicht einfach mal interessant, wie innovativ Firmen in Sachen Personalpolitik (mit ERFOLG!) vorgehen können:

Die Befreiung der Arbeit: Das 7-Tage-Wochenende

Weltweit starren Manager fassungslos auf die brasilianische Firma Semco, eine sehr breit aufgestellte Dienstleistungsfirma, die von Industrieequipment bis zu Postlösungen in diversen Feldern tätig ist: Was dort passiert, widerspricht allem, an was sie glauben. Die 3000 Mitarbeiter wählen ihre Vorgesetzten, bestimmen ihre eigenen Arbeitszeiten und Gehälter. Es gibt keine Geschäftspläne, keine Personalabteilung, fast keine Hierarchie. Alle Gewinne werden per Abstimmung aufgeteilt, die Gehälter und sämtliche Geschäftsbücher sind für alle einsehbar, die Emails dafür strikt privat und wie viel Geld die Mitarbeiter für Geschäftsreisen oder ihre Computer ausgeben, ist ihnen selbst überlassen.

Respekt als Erfolgsrezept

Was für heutige Personalchefs klingen mag, wie ein anarchischer Alptraum, ist in Wirklichkeit eine Erfolgsgeschichte. Seit das Unternehmen von Inhaber Ricardo Semler umgestellt wurde, stiegen die Gewinne von 35 Millionen auf 220 Millionen Dollar. Und nicht nur die Zahlen geben Semler recht, sondern vor allem die Mitarbeiter: Die Fluktuationsrate bei Semco liegt unter einem Prozent.

Das Rezept ist einfach: Behandele deine Mitarbeiter wie Erwachsene, dann verhalten sie sich auch so. Je mehr Freiheiten du ihnen gibst, desto produktiver, zufriedener und innovativer werden sie. Ein Unternehmen besteht aus erwachsenen gleichberechtigten Menschen, nicht aus Arbeitskräften. Jeder hat das Recht, sich frei zu entfalten und eine gesunde Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden. Entgegen allem, was man aktuell zu glauben scheint, machen Druck und Stress Menschen nicht produktiv, sondern ganz einfach nur kaputt. Und dabei verliert das Unternehmen letztlich genauso wie der Mensch.

Es geht Semler um ein neues Verständnis von Arbeit: Eine Firma ist ein Gemeinschaftsprojekt, im besten Fall eine geteilte Leidenschaft. Die Gesellschaft hat uns das allerdings anders beigebracht, wir sollen uns als Steinmetze, Maler und Hilfsarbeiter sehen, nicht als Kathedralen-Schöpfer. Bei Semco sind die Mitarbeiter essenzieller Teil eines Ganzen, sie sind Mit-Schöpfer, nicht bloß ein Rädchen im System. Sie haben Ideen, sie verstehen ihre Arbeit, sie wissen, was sie wert ist.

Vertrauen statt Kontrolle

Aber unsere Personalchefs glauben noch immer, dass man Angestellte kontrollieren muss, über Stechuhren, feste Arbeitszeiten, Produktivitäts-Reports und Email-Spionage. Semco hat das alles aufgegeben und die Kontrolle durch Vertrauen ersetzt - und mal im Ernst: Wer will eigentlich mit Leuten zusammenarbeiten, denen man nicht trauen kann?

Für Semler ist der Kontrollwahn der meisten Unternehmen einfach nur noch verrückt. Seine Mitarbeiter erziehen ihre Kinder und wählen Gouverneure, es sind erwachsene Menschen, die selbst am besten wissen, was sie möchten und brauchen.

"Es ist völlig verrückt, diese Idee, dass die Menschen immer noch so fixiert darauf sind, wie etwas gemacht wird. Bei uns sagt keiner: 'Du bist fünf Minuten zu spät' oder 'warum geht dieser Fabrikarbeiter schon wieder aufs Klo?' [...] Wenn Du dich bei Semco im Büro umsiehst, sind da immer jede Menge leere Plätze. Die Frage ist: Wo sind diese Leute? Ich hab nicht die leiseste Idee und es interessiert mich auch nicht.

Es interessiert mich in dem Sinne nicht, dass ich nicht sicherstellen möchte, dass meine Mitarbeiter zur Arbeit kommen und der Firma eine bestimmte Anzahl Stunden pro Tag geben. Wer braucht eine bestimmte Anzahl Stunden pro Tag? Wir brauchen Leute, die ein bestimmtes Ergebnis abliefern. Mit vier Stunden, acht Stunden oder zwölf Stunden im Büro - sonntags kommen und Montags zu Hause bleiben. Es ist irrelevant für mich", erklärt Semler seltsam einleuchtend.

Keine Hierachie, dafür Teams

Semco ist etwas, dass es laut dem Menschenbild heutiger Manager eigentlich gar nicht geben dürfte. Und wenn doch, dann dürfte es nicht funktionieren. Tut es aber. Drei Fragen hört Semler immer wieder: Macht ihr das wirklich so? Funktioniert es ganz im Ernst? Und: Was jetzt?

Die ersten zwei sind einfach zu beantworten: "Wir machen das jetzt seit 25 Jahren, so ziemlicher jeder, den es wirklich interessiert, ist hergekommen, um zu sehen, ob es wahr ist. Und unsere Zahlen sind über jeden Zweifel erhaben", sagt Semler selbstbewusst.

Für ihn ist war das Aufbrechen der Unternehmensstruktur von Anfang an keine Traumtänzerei, sondern vielmehr die einzig mögliche Antwort auf unsere unmenschliche Arbeitswelt. Er hat es auf die harte Tour gelernt, wachte selbst erst auf, als er kollabierte und mit Komplett-Burnout in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Das war der Punkt, an dem er beschloss, seine geistige und körperliche Gesundheit nie mehr dem Job unterzuordnen - und das auch von seinen Angestellten nicht zu verlangen. Dass der Wahnsinn ein Ende haben muss.

"Wenn man es sich genauer ansieht, muss man feststellen, dass das traditionelle System nicht funktioniert. Und das ist der Anreiz, sich nach etwas anderem umzusehen" - so einfach sieht Semler das.

Doch es fehlt vielen Unternehmern noch immer schwer, die Kontrolle loszulassen. Denn heutige Firmen sind nicht aufgebaut wie Orte des Schöpfens, sondern wie das Militär: mit einer hierarchischen Machtstruktur, mit Befehlsgebern und -empfängern. Semco hingegen ist in konzentrischen und durchlässigen Kreisen aufgebaut, es gibt keine Arbeitstitel, keine festen Büros. Niemand muss zur Arbeit kommen, ob von zu Hause, aus dem Dschungel oder einem Cafe an der Strandpromenade gearbeitet wird, ist den einzelnen Mitarbeitern und Teams selbst überlassen.

Diese Teams sind das Herzstück von Semco. Die Menschen arbeiten in Gruppen, die jeweils ein Produkt oder ein Zwischenprodukt selbstständig fertigstellen. Wie sie das machen, in welcher Zeit und mit welchem Geld, das ist ihre Sache. Wer zwischendurch schlafen will, geht einfach in den Firmengarten und legt sich für ein paar Stunden in die Hängematte - wer müde ist, macht ja eh nur Fehler.

Die Firma ohne Personalabteilung

Semco hat 3000 Mitarbeiter, aber keine Personalabteilung, da steht dem traditionellen Unternehmer der Angstschweiß auf der Stirn. Wer stellt diese Leute ein? Wer überprüft die Leistung?

Das machen die Angestellten alles selbst. Stellt ein Team fest, dass eine neue Person gebraucht wird, schreibt sie im Intranet der Firma ein entsprechendes Meeting aus. Das ist natürlich freiwillig: Alle können kommen, keiner muss.

"Wir wollen nicht, dass irgendwer in etwas verwickelt wird, was ihn nicht interessiert, deshalb sind alle Meetings freiwillig. Das heißt die Meetings werden bekanntgegeben und wer interessiert ist, kann und wird vorbeikommen und soll in dem Moment den Raum wieder verlassen, wenn es anfängt, ihn zu langweilen", erklärt Semler die Meeting-Philosophie.

Leute, die mitten in einem Meeting gehen, weil es sie langweilt - das würde so manchen Vorgesetzten in den Wahnsinn treiben. Aber bei Semco sollen eben nur die Menschen eine Entscheidung treffen und tragen, die es unmittelbar angeht und interessiert.

Auf so einem Meeting könnte zum Beispiel beschlossen werden, dass neuer Mitarbeiter gebraucht wird und was er oder sie können muss. Dann wird gemeinschaftlich eine Annonce geschrieben, und sobald die Bewerbungen kommen, werden sie im Team aufgeteilt: Jeder, der möchte, nimmt einfach ein paar mit nach Hause und bringt die interessantesten dann wieder mit. Statt Vorstellungsgesprächen gibt es ein Gruppengespräch mit allen Kandidaten gleichzeitig - auch hier darf kommen, wer will.

Die einzigen Mitarbeiter, die regelmäßig formal bewertet werden, sind jene in Entscheidungs-Positionen - und zwar von allen anderen. Sollte einer dieser Manager wiederholt schlechte Bewertungen kriegen, geht er für gewöhnlich von selbst.

Gruppenzwang

Tatsächlich regeln die Teams fast alles unter sich. Macht jemand keinen guten Job, so wird das im Team diskutiert, oder ein Meeting einberufen. Wer sich ein hohes Gehalt zuteilt, erhöht damit auch die Erwartungen des Teams und den Leistungsdruck. Aber auch die Mitarbeiter haben mittlerweile ein anderes Verhältnis zur Arbeit: Wenn jemand einen Haufen Geld verdient, die ganze Woche eigentlich nur Golf spielt, aber trotzdem einen guten Job macht und seine Aufgaben erledigt - wen kümmert's dann? Was zählt, ist das Ergebnis.

Eine Studie von CNN hat festgestellt, dass die Mitarbeiter bei Semco eine sehr viel gesündere Balance zwischen Privatleben und Beruf haben, sich mehr Zeit für Beziehungen, Kinder und Hobbys nehmen, aber gleichzeitig auch ungewöhnlich hohen Einsatz und bemerkenswerte Leistungen im Beruf zeigen. Nicht trotz, sondern wegen der Freiheiten. Für Semler ist das wenig verwunderlich: Menschen müssen sich entfalten können, um ihr Potenzial optimal einzubringen.

Und es funktioniert

Semler ist sich sicher: Sein Konzept funktioniert überall. Er selbst hat es in Fabriken ebenso eingesetzt, wie in IT-Büros. Tatsächlich ist es eigentlich andersherum - es funktioniert überhaupt nur so. Unsere derzeitige Arbeitswelt mit ihren Burn-Out-Syndromen, mit Mobbing, Stress, Magengeschwüren und Depressionen funktioniert nämlich eben nicht, sie ist fortgesetzter Wahnsinn.

Es wird Zeit, dass wir eine Gesellschaft erschaffen, in der Beruf wieder mit Berufung und Leidenschaft assoziiert wird, nicht mit Sklaverei und Ausbeutung. In der Menschen wieder freie Entscheidungen treffen können und mit Respekt behandelt werden. In der Privatleben und Arbeit gleichwertig sind – auch für die Vorgesetzten. Es wird Zeit für das 7-Tage-Wochenende!

Von Ricardo Semmler sind mehrere Bücher erschienen darunter: "The Seven-Day Weekend: A Better Way to Work in the 21st Century" und "Das Semco System: Management ohne Manager".

Vielleicht einfach mal interessant, wie innovativ eine Firma (mit Erfolg) in Sachen Personalpolitik vorgeht !

Quelle:

http://www.sein.de/g...wochenende.html

Bearbeitet von Marc Werner
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Tschüss Marc!

In ein paar Minuten wird der Verfassungsschutz bei dir aufkreuzen, und dich verschleppen. Solche Sachen verbreitet man nicht!

Außerdem sind solche Dinge in unserem politischen System des versteckten Zwangssozialismus nicht durchführbar. In einer sozialen Marktwirtschaft wäre das u.U. noch möglich gewesen, aber die haben wir ja abgeschafft......

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Gratulation, der Erfolg gib Ihnen ja Recht!!

Frag trotzdem was passiert wenns mal nicht so gut läuft. Also sich die äusseren Einflüsse so ändern, dass man schlichtweg den Absatzmarkt verliert.(Bsp. Gestze ändern sich oder ähnliches) Kündigen die Leute dann des Allgemeinwohl wegens?

Achso wills nicht schlecht machen, finde das ne sensationelle Geschichte!!!!

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Das sind für mich die Schlüsselsätze in dem Artikel:

"Es ist völlig verrückt, diese Idee, dass die Menschen immer noch so fixiert darauf sind, wie etwas gemacht wird. Bei uns sagt keiner: 'Du bist fünf Minuten zu spät' oder 'warum geht dieser Fabrikarbeiter schon wieder aufs Klo?' [...] Wenn Du dich bei Semco im Büro umsiehst, sind da immer jede Menge leere Plätze. Die Frage ist: Wo sind diese Leute? Ich hab nicht die leiseste Idee und es interessiert mich auch nicht.

Es interessiert mich in dem Sinne nicht, dass ich nicht sicherstellen möchte, dass meine Mitarbeiter zur Arbeit kommen und der Firma eine bestimmte Anzahl Stunden pro Tag geben. Wer braucht eine bestimmte Anzahl Stunden pro Tag? Wir brauchen Leute, die ein bestimmtes Ergebnis abliefern. Mit vier Stunden, acht Stunden oder zwölf Stunden im Büro - sonntags kommen und Montags zu Hause bleiben. Es ist irrelevant für mich", erklärt Semler seltsam einleuchtend.

Leider haben das noch nicht viele Manager begriffen.

Bearbeitet von Marc Werner
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Tolle Sache. Aber wie ist das in Fällen umzusetzen, bei denen einfach zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Anzahl Leute anwesend sein muss, um den Laden am Laufen zu halten?

Das Konzept ist leider nicht überall umsetzbar. überall dort, wo mit Menschen gearbeitet wird und nicht mit Daten oder Werkstoffen, kann das nicht funktionieren. Wenn ein Krankenhaus, ein Pflegeheim oder Behindertenwohnheim ohne Mitarbeiter ist, haben die zu betreuenden Menschen darunter zu leiden. Funktioniert nicht.

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......

. Wenn ein Krankenhaus, ein Pflegeheim oder Behindertenwohnheim ohne Mitarbeiter ist, haben die zu betreuenden Menschen darunter zu leiden. Funktioniert nicht.

Ich weiß nicht wie das in Hildesheim ist, aber deine Beschreibung trifft den IST Zustand im Pflegewesen doch ungemein. Leiharbeiter (kommt der Wortstamm eigentlich davon das die Gesellschaft sich von den Leiharbeitern das Geld Leiht/pumpt/nicht bezahlt?), Schichtdienst wie bekloppt, Personalmangel, explodierende Kosten......

@ Marc - denk dran deinen Zweitfacebook-acount zu benutzen, sonst kriegen sie dich da.... (-;

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Für mich klingt das ziemlich plausibel. Nach dem, was ich bei meinen Einsätzen als "Personalführer" so erlebt habe neigen doch ziemlich viele dazu, sich in entsprechendem Umfeld mit ihrer Arbeit und ihrem Team zu identifizieren. Ich hatte das durchaus oft so, dass ich als "Chef" was verpeilt hab', aber die Jungs haben's von sich aus ausgebügelt weil das "große Ziel" eben auch ihre Baustelle war. Ich hab' auf der Gegenseite dann aber auch so Sachen wie "das und das muss diese Woche gemacht werden, wenn wir schon Donnerstag fertig sind gehen wir Freitag halt Eis essen" angesagt. Das lief' gut. Wenn sich einer dann durchnassauern will regeln das gerne auch mal die Kollegen Teamintern weil sie halt dann sich, und nicht "die Firma" beschissen fühlen. In dem Zusammenhang kann man vielleicht mal im allerweistesten Sinn darauf hinweisen, dass es eine Zeit gab, in der Mitarbeiter als das Kapital einer Firma galten, und nicht als Kostenstelle, die es zusammen zu streichen gilt. Das scheint mir eine bei Entscheidungsträgern großflächig aus der Mode geratene Sichtweise. Statt dessen neigt der Entscheidungsträger an sich meiner Wahrnehmung nach gerne mal dazu, sich und seine Bedeutung für den reibungslosen Ablauf überzubewerten. Und kommuniziert das dann auch so.

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Ich habe den link von Marc mal vor einiger Zeit in einem sozialen Netzwerk " geteilt", die Reaktionen dort waren auch sehr interessant.

Spannend finde ich die Enden der Parabell, an denen das "Ziel/die Sache" extrem Motivationsfrei sind. Nen Typ, der die Restscheiße aus dem Klärbecken fischen muss, hat als Motivation, so es kein Fetisch ist, nur die Bezahlung als Antrieb.....

Wird das dann im Umkehrschluss zur Aufwertung "echter" Arbeit führen, oder bleibt der Makler, welcher an ein paar Tasten tippt, mit Spackos durch Wohnungen wandert, die selbige auch über I-Portale finden könnten, der besser Bezahlte für seine "Leistung"?

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Das weiß ich halt nicht. Ich hab' Variationen von "Restscheiße fischen" schon gemacht und dabei auch Leute kennen gelernt, die das durchaus mit dem Anspruch, das ordentlich zu machen gemacht haben. Ich persönlich glaube, dass auch und gerade bei vermeintlich "niederer" Arbeit Arbeitsethos vorkommen kann. Zudem halte ich persönlich auch die gesellschaftliche Bewertung von Arbeit mit der Bezahlung, oder der Möglichkeit, sich "kreativ zu verwirklichen" als entscheidende Kriterien für Kontraproduktiv. Alten Leuten den Arsch ab zu wischen etwa ist weder besonders gut bezahlt, noch lässt es Raum für kreative Höhenflüge, trotzdem gibt es in meinem Bekanntenkreis Menschen, die das durchaus engagiert tun. Aber dafür von der Gesellschaft natürlich erst mal nicht gefeiert werden, klar. Ob man bei der Abwertung von gesellschaftlich relevanten und notwendigen Beschäftigungen mit machen muss weiß ich jetzt nicht.

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ich fänd das schön.

bedenken hab ich nur, dass wenn man so ein biotop schafft, dass man dann an der schnittstelle zur außenwelt reibungspunkte hat. gemeine normale firmen haben dann doch immer so geschiss mit verträgen, lieferfristen und ne rechtsabteilung.

aus den artikel kommt nicht klar raus, was die firma eigentlich "herstellt". ich denke mal, wenn das ganze ein think-tank ist, der nicht als eingebundenes rädchen in einem system arbeiten muss, sondern eigenständige lösungen (wirklich kreative leistungen) als endprodukt hat, die dann "verkauft" werden, dann kann das funktionieren.

ein "normales" krankenhaus wird so nicht funktionieren. aber um beim beispiel altenpflege zu bleiben: es gibt quer durch deutschland generationenhäuser in denen (wie der name nahelegt) verschiedene generationen unter einem dach leben und sich als (weitgehend) geschlossenes biotop gegenseitig am leben halten. also eine gemeinschaft bilden in der jeder etwas beiträgt und auch nutzen/vorteil ziehen kann, ohne ewigens aufmaß. fir funktions- und tragfähigkeit eines solchen systems ist aber immer unabdingbar mit den einzelnen rädchen verquickt. wenn also einer in dem system nut nutznießert, aber nichts einbringt gerät das ganze kartenhaus in schieflage. dass dann mitarbeiter in der besungenen firma selbst merken, wenn sie ein faules obst sind und gehen, ist mMn romantisch. oder man muss eben doch ein paar kleine prüfmechanismen einbauen, die dann ein knöpfchen drücken - und dahin ist das paradies.

btw. das GSF ist übrigens ein gutes beispiel für ein eigentlich ganz gut funktionierendes system. es gibt einem gewachsenen regelsatz, der es schafft mit etwas zutun (ok, moderation, aber die mods sind ja aus der mitte der user und eigentlich eher verwalter und aktive mit-nutzer, als obrigkeit), einen doch recht großen stamm an interessierten, die hier kein oder wenn nur sekundär geld verdienen, zusammenzuhalten. die gemeinschaft die sich gefunden hat sondert nur selten teilnehmer auf grund von dissonanzen mit der gemeinschaft aus - zumeist auf basis nachvollziehbarer regeln oder netiquette, die der große teil des GSF unterschreiben würde, zumindest aber als vereinbaren kleinsten gemeinsamen nenner akzeptieren kann. mittlerweile hält sich das forum trotz diverser neuerungen, entwicklungen und auch der älterwerdung diverser mitglieder als rahm auf der suppe der rollerforen und auch wenn man viel drüber mäkeln kann, unter'm strich tut das ding hier allen gut.

wenn wir jetzt noch alle damit geld verdienen würden, wären wir roller-semco :wacko:

b

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Wir haben seit 1915 einen kleinen Familienbetrieb, mit mir in der vierten Generation und meine Familie hatte immer den Leitspruch

"Geht es den Mitarbeitern gut, geht es dem Unternehmen gut."

- Wie schon erwähnt wurde.

Das GSF ist wahrlich ein gutes Beispiel:

Cheffe und Kumpanen stecken viel Zeit, Arbeit, Geduld mit rein - weil sie sich wohlfühlen und wir anderen wissen das zu schätzen, aber bekommen genau dieses Gefühl vermittelt und das verbindet.

Die Betriebe könnten alle versuchen das Gefühl umzusetzen.

Es ist was wahres dran: Jedes Unternehmen hat die Mitarbeiter, die es verdient.

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warum eigentlich nicht? :wacko:

:wacko:

ach nö. das ist wir für's ficken geld nehmen. nur weil man was gut kann muss man's ja nicht unbedingt verkaufen.

für die große rechnung isses besser leuten die man mag auch mal was zu schenken - einfach nur weil man's kann.

:wacko:

b

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ich finde es gut, das mal über andere Gesellschaftsformen, wie in diesem Fall dem Zweig Arbeitswelt,

nachgedacht wird.

Wenn schon der Chef des Weltwirtschaftsforum laut über Alternativformen zum Kapitalismus nachdenkt,

ist der Ansatz aus Brasilien doch schon einen Schritt weiter.

Übrigens heißt den Kapitalismus abzuschaffen ja nicht zwangsweise Sozialismus.

Dieses Schwarzweißdenken ist überholt, jedoch wohl noch in vielen Köpfen verankert.

Das es besser geht beweist Semco. Die Frage, wie lange das gut geht stellt sich

mir auch nur begrenzt, da die bisherigen Gesellschaftsformen auch nicht besonders

langlebig waren/sind.

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Alter, das ist doch wieder so eine Utopie, die auf dem Menschenbild aufbaut, dass jeder irgendwie gut, fair und ehrlich ist und seinen Beitrag leisten will. Leider gibt es auf der Welt auch dumme, faule und feige Arschlöcher, die gern auf Kosten anderer leben (die klassischen "Hartzer" aus den Unterschichtendokus zum Beispiel).

In der Realität sieht es daher anders aus und ich würde mir gern mal ansehen, wie dieses Unternehmen mit einer ernsten Krise (Umsatzeinbruch etc.) umgeht. Da sit sich dann auch jeder selbst der Nächste. Ich sage nicht, dass sowas nicht funktioniert. am ehesten noch in irgendwelchen Werbeagenturen oder so. Wo man nicht hingeht um zu arbeiten sondern mit den andern ein bisschen zu chillen und nebenbei einen Blog schreibt oder sowas.

Bei der Müllabfuhr oder Polizei wäre dieses "du, heute fühle ich mich irgendwie eher nach Tanzen"-Gehabe doch eher kontraproduktiv.

EDIT: Prof. Wankalots Soziologische Gedanken zum Freaky Friday:

Vielleicht sollte man den Arbeitsmarkt/die Gesellschaft mal grundsätzlich unter dem evolutionsbiologisch gesehen wichtigsten Aspekt betrachten: der Reproduktion: Was die Mädels ans Gerät bringt, ist nunmal Kohle und Prestige. Daher ist es nur konsequent, dass Makler, Investmentbanker und andere junge urbane Gelfrisuren gehypet werden. Leute wie kranken- und Altenpfleger haben sich halt ihre Nische gesucht, gibt auch Mädels bei denen sone soziale Ader Wunder wirkt. Der Restscheißefischer dürfte es fortpflanzungsmäßig tendenziell schwerer haben... :wacko:

Bearbeitet von Sir Wankalot
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Ich weiß nicht wie das in Hildesheim ist, aber deine Beschreibung trifft den IST Zustand im Pflegewesen doch ungemein.

Ich arbeite in 'nem Wohnheim für Menschen mit Behinderung, daher kam mir der Gedanke.

Bei uns herrscht im Grunde kein Personalmangel, die Bezahlung ist (bei privatem Träger) nicht so schlecht, wenn man in Betracht zieht, dass man im sozialen Sektor eh eher nicht reich werden kann als "normaler" Arbeitnehmer. Wir haben sogar noch ein 13. Gehalt, das ist bei den Anbietern mit christlichem Hintergrund weitgehend gestrichen. Bei denen werden auch keine Festverträge mehr vergeben.

So gesehen ist der IST-Zustand bei uns nicht so, wie von dir beschrieben. Wenn nun aber das o. g. Modell eingeführt würde, käme es sicher zu Versorgungsengpässen. Dann wären mal 2 Leute da, um 4 Wohngruppen zu betreuen, dann 10, je nach Lust und Laune der Arbeitnehmer. Da wir auch eine geschlossene Wohngruppe haben (auf der ich arbeite), kann es durchaus mal sein, dass ich schon allein 3-4 Leute brauche, um einen Bewohner daran zu hindern, sich oder anderen Schaden zuzufügen. Das heißt, es muss (!) immer ausreichend Personal da sein und das klappt nur mit einem Dienstplan, nicht aber auf freiwilliger Basis.

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doch ich glaub schon das das funktioniert.

wir haben gleitzeit ohne kernzeit, d.h. du kannst ab 6 morgens bis spätesten 11uhr abends arbeiten.

trotzdem funktionierts das ich meinen chef sehe der eher nachmittags arbeitet.

man ist ja erwachsen und kann sich absprechen.

bei uns wird auch nicht gestempelt. ich schreibe meine arbeitszeit selber auf, bzw. schreib die stunden ins SAP rein.

das funktioniert auch.

Bearbeitet von heizer
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Die Idee an sich hat schon was. Ich kann mir nur grade nicht vorstellen, wie das im produzierenden Gewerbe z.B. funktionieren soll. Im Sommer wenns schön warm ist, ist die Firma leer, bei Regen oder im Winter stehen sich die Männekes gegenseitig im Weg rum :wacko:

Edit: Da fällt mir noch ein, dass es mir lieberist feste Arbeitszeiten zu haben, das bedeutet nämlich im Umkehrschluss auch feste Freizeiten. Es könnte nämlich auch sein, dass die Angestellten dort "unbewusst" wesentlich mehr Zeit mit der Arbeit verbingen.

Bearbeitet von Herr Gawasi
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Edit: Da fällt mir noch ein, dass es mir lieberist feste Arbeitszeiten zu haben, das bedeutet nämlich im Umkehrschluss auch feste Freizeiten. Es könnte nämlich auch sein, dass die Angestellten dort "unbewusst" wesentlich mehr Zeit mit der Arbeit verbingen.

was, wenn sich die MA dabei wohl fühlen (es soll ja auch solche geben, die das wider mancher leute vorstellungskraft tun),

dann kann man ja auch länger arbeiten. wenn man für sich seine (buh, böses wort) work-life-balance definiert und gefunden

hat, selbst damit zufrieden ist und auch mit dem umfeld (dienstlich und privat) im einklang, dann kann eine 80 -std-woche

auch was schönes sein ...

kommt ja ab und an auch vor, dass menschen ihr hobby zum beruf machen, nicht nicht selbst und ständig aufarbeiten und

gerade darum spass haben :wacko:

wobei das in kombination mit arbeitnehmer wohl eher seltener vorkommt ... obwohl: ich mag meinen job irgendwie auch :wacko:

b

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was, wenn sich die MA dabei wohl fühlen (es soll ja auch solche geben, die das wider mancher leute vorstellungskraft tun),

dann kann man ja auch länger arbeiten. wenn man für sich seine (buh, böses wort) work-life-balance definiert und gefunden

hat, selbst damit zufrieden ist und auch mit dem umfeld (dienstlich und privat) im einklang, dann kann eine 80 -std-woche

auch was schönes sein ...

kommt ja ab und an auch vor, dass menschen ihr hobby zum beruf machen, nicht nicht selbst und ständig aufarbeiten und

gerade darum spass haben :wacko:

wobei das in kombination mit arbeitnehmer wohl eher seltener vorkommt ... obwohl: ich mag meinen job irgendwie auch :wacko:

b

eben, ich mag meinen Job und es macht sogar noch spass. meistens :wacko:

und da hab ich denn auch kein problem mit überstunden.

man muss nur aufpassen das halt familie und freunde nicht zu kurz kommen.

80 stunden woche hatte ich aber noch nicht :wacko: 60 reicht.

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Mich tät' vor allem mal interessieren, was da Netto übrig bleibt von den Brutto 60 oder 80 Stunden. Ich war irgendwann auch mal als Kreativer unterwegs, da galt lange abgammeln als Nachweis maximaler Loyalität. Ich kenn' keinen der dauerhaft 60 oder gar 80 Stunden echte Arbeitszeit mit brauchbarer Qualität einbringt.

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