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Alles eine Frage des Stils?


Christel Mess

Empfohlene Beiträge

Heute habe ich einen Rockabilly gesehen und mich tierisch gefreut. Endlich mal wieder ein Mensch mit Stil - nicht mein Stil, aber immerhin EIN Stil. Wenn man sich heute so in der Gesellschaft umschaut, sieht man so viele Individualisten, dass es schon wieder zum Einheitsbrei verschwimmt. Ich bezweifle, dass sich die meisten Gedanken über Still machen, geschweige denn etwas über die Herkunft eines Stiles oder deren Repräsentanten wissen und wissen wollen. In den guten alten 80ern erkannte man auf hunderte Meter Entfernung, welcher Zeitgenosse einem gleich den Weg kreuzen würde und als Mod hatte man z.B. genügend Zeit, im Zweifelsfall rechtzeitig die Biege zu machen. Als Rollerfahrer erkannte man im größten Großtsadtgewusel Gleichgesinnte oder Grüßenswerte ohne Probleme. Manchmal vermisse ich dieses herrlich klare Schubladendenken, dass etwas Strukturierendes hatte und mein Weltbild übersichtlich gehalten hatte. Was denkt Ihr darüber? Die Diskussion ist eröffnet!!!!

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Das würde ich 100% ig unterschreiben! Ich meinte damit auch nicht unbedingt Klamotten und Blingbling. Ich meinte das Gesamtbild: also Klamotten, Musikgeschmack, Mobiliar, Fahrzeug, Interessen, politische Gesinnung, Kultur usw. Das soll jetzt nicht dogmatisch klingen, die Zeiten sind halt vorbei. Aber manchmal fehlt mir diese "einfache Vielfalt" einfach.

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Jugendstil kenne ich wohl. Das hat aber nichts mit wolllüstigen jungen Männern mit Begattungshunger zu tun glaube ich.

Rockabillies, also Schmalzlockenbuben ... ist ganz nett ... nur immer die ganze Pomade in den Helmen.

 

Jugend von heute schaut wohl so aus:

 

 

 

 

 

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Mahlzeit !

 

Wird hier Stil nicht mit Individualität 'verwechselt' ?

Früher war die Individualität auf bestimmte Gruppen 'begrenzt'

Ted, Rockabilly, Punk,  Skin, Scooterboy,Mod und Öko, fallen mir da so spontan ein, und die große Menge normalos.

Heute ist die Jugendgesellschaft anderweitig 'uniformiert'., denn nichts anderes als eine Uniform war das doch.

Eine Uniform um die eigene Individualität zum Ausdruck zu bringen.

Heute sehen die Leute weniger besonders aus. Es gibt da bestimmt noch individuelle Strömungen (mir fallen da spontan nur die Rapper ein)

aber im großen Überblick sehen sie alle 'gleich' aus.

Die großen Unterschiede gibt es m.E. nicht mehr.

 

Stil ist etwas anders.

Stil ist m.E. das eigene Auftreten (respektvoll und zuvorkommend,höflich) oder die Verwendung/Nutzung bestimmter Dinge.

Hierzu gehörten z.B. Schuhe (feines Schuwerk), ne feine Uhr, ein feiner Anzug (nicht son Ding für Hunni, wo die Schultern abstehen und die Knöpfe schief angenäht sind)  eine ordentliche Frisur.

Nicht alles zusammen, einzelne Komponenten reichen aus, um 'stilvoll' zu sein.

Und Stil oder stilvoll muss nicht gleich für jeden erkennbar sein, und ich würde es auch nicht als Uniform oder Verkleidung ansehen.

 

Doktorchen.

 

 

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Die Schubladen unserer Jugend gibt es einfach so in dieser Form einfach nicht mehr, damals (früher war alles besser) hat man noch die Musikrichtungen nach Outfit zuordnen können:

- Rollerpopper

- Punk

- Langhaariger Metaller mit Kutte

- Grufties

- Rapper/ Hipphopper

- Dorfbauern

- Rock-/ Psychobillys

- Skinheads

....

Ab und zu sieht man noch ein paar Ausnahmen. Aber ansonsten ist alles mehr oder weniger Einheitsbrei. Ich würd es nicht mal merken wenn die depperten Stiefsöhne ne andere Tussi mit heimbringen. Glatte lange Haare, mit oder ohne dicke schwarze Brille, grüne Jacke, schwarze Hose/Leggins und Turnschuhe.

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Gerade eben schrieb BugHardcore:

Und früher konnte einer in dem Alter, in dem ihr jetzt seid nen Punk von 'nem Psycho unterscheiden?

 

ist doch ganz normal. auf die jugend wird geschumpfen.

ich sehe es so: wer auf die jugend schimpft, sollte sich eingestehen dass er alt geworden ist :-D

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vor 1 Stunde schrieb heizer:

 

ist doch ganz normal. auf die jugend wird geschumpfen.

ich sehe es so: wer auf die jugend schimpft, sollte sich eingestehen dass er alt geworden ist :-D

 

Yep, kann ich unterschreiben. Ich erinnere mich noch an Zeiten in meiner Jugend, da wurde ich von älteren Menschen offen auf der Straße beschimpft, wenn ich mich mit meinen vom Opa geklauten stahlgrauen Anzug und 80er bunte Waver Frisur (die Seiten rasiert und den Rest hochgestellt) auf meinem Prima 5S durch die Stadt gefahren bin.

Und heute habe ich wahrscheinlich ähnliche Gedanken wie die Herrschaften damals, wenn ich mir so manchen Jungendlichen anschaue.

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vor 2 Stunden schrieb Wavler:

Aber ansonsten ist alles mehr oder weniger Einheitsbrei. 

 

Ich bin ja nach langjährigem Beobachten einiger "Subkulturen" zu der Erkenntnis gekommen, dass fast nichts mehr Einheitsbrei ist, als die, die sich Individualisten schimpfen und sich selber einer bestimmten Szene zuschreiben. Allesamt wie durch eine Form gepresst – das unterscheidet sich maximal auf den ersten Blick vom Rest der Welt.

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vor 53 Minuten schrieb Motorhuhn:

 

Ich bin ja nach langjährigem Beobachten einiger "Subkulturen" zu der Erkenntnis gekommen, dass fast nichts mehr Einheitsbrei ist, als die, die sich Individualisten schimpfen und sich selber einer bestimmten Szene zuschreiben. Allesamt wie durch eine Form gepresst – das unterscheidet sich maximal auf den ersten Blick vom Rest der Welt.

 

Aber bei den Subkulturen sind doch alles nur noch alte Seckel, so ewig gestrige und so :-)

Und da trifft dein Kommentar voll ins schwarze... apropo Schwarze... geht jemand aufs WGT nach Leipzig? Ist ja auch vom Gruftietreffen zur Kostümschau mutiert....

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Abgesehen davon, dass der Topic-Titel einfach als Referenz zu einer Subkultur-Reportage aus den 80'ern zu verstehen ist: Stil ist die bewusste Abgrenzung von der Gesellschaft als Ganzes und eine gleichzeitige Zugehörigkeitserklärung an eine selbsterwählte Peer-Group, seien das nun die anderen Versicherungsmanager im tschechischen Puff oder die Punks am Spritzenplatz. Leute mit selbstkreiertem Stil sind Freaks. Normalos sind Normalos. (14-jährige Mädels, die in den Tuschkasten gefallen sind, können noch nichts dafür...)

 

Zum Stil im allgemeinen ist zu sagen, dass es spätestens beim eintreten in den Beruf erwartet wird, dass man sich gemäß seiner Einkommensstufe gewandet. Da sucht man sich ab einem gewissen Level die Patek Philippe Uhr nicht mehr aus, weil sie einem so gut gefällt. Andererseits geht man damit auch nicht zur Betriebsratsversammlung. DAS ist ganz schlechter Stil...

 

Stil ist in diesem Zusammenhang aber in seiner reinen Form auf einer Lebensphilosophie begründet, es geht um den visuellen Ausdruck einer persönlichen Sicht der Dinge, gesetzte Prioritäten werden offen verkündet. Ein paar wenige Beispiele sind "Savoir-faire" (im richtigen Augenblick das für sich Richtige zu tun wissen: ein klares Ideal für Mods und smarte Skins, aber auch z.B. die zentralen Popper, ohne dass deren Verhältnis deswegen jetzt von ausgesprochener Liebe und Verständnis füreinander geprägt gewesen wäre), "Savoir-vivre" (Hedonismus: Raver) oder auch "Laissez-faire" (Leben und leben lassen: Dreadlock-Hippies). Je größer die Subkultur ist, desto schwerer lässt sich das eingrenzen, die Grenzen verschwimmen, man kann auch als Eingeweihter nicht mehr unbedingt vom äußeren Erscheinungsbild auf die Ideale des einzelnen schließen. 

 

Dazu kommt, dass wir von der Moderne in die Postmoderne übergegangen sind. Wir haben unseren Krempel (Musik, Roller, Klamotten, Informationen) damals gewertschätzt, weil wir ihn uns mühsam und passgenau zusammensuchen mussten. Da konnte man noch aus wenig viel machen, Kreativität und Stilsicherheit waren absolute Voraussetzungen. Markenware war eher der bequeme Weg und etwas weniger angesehen. Heute gibt es alles, was das Kiddie-Herz begehrt auf Knopfdruck, Prestige bringt bei den heutigen Subkulturen (fast) allein das Preisschild. Die Hipster dagegen klauben sich aus den vergangenen Jahrzehnten, ganz Postmoderne, einfach zusammen was gerade angesagt ist, aber bloß nie zuviel nur aus einer Richtung, da könnte man im Eifer die nächste Trendwende verpassen und eventuell auch nicht bei absolut jedem angesagten Thema mitreden (oder, ganz schlimm, als Nerd rüberkommen. Vom Supergau, auf einem Trend hängenzubleiben, einfach weil der einem so gut gefällt, gar nicht zu reden...!) Also lieber immer nur safe an der Oberfläche rumdümpeln. Ein Beispiel für besagte Postmoderne ist die Musik: da stecken seit Jahren keine neuen Impulse mehr drin, es wird mittlerweile einfach immer nur etabliertes neu vermischt.

 

Was ich aus der Zeit damals nicht vermisse, ist dieses "alle gegen alle" der Subkulturen aus den Mittachzigern. Was ich vermisse, ist der gegenseitige Respekt der Übriggebliebenen Core-Members der einzelnen Subkulturen füreinander ab Ende der 80'er, die Szenen waren soweit geschrumpft, dass es noch sinnloser geworden war, sich gegenseitig die Birne zu malträtieren. The Kids Were United!

Bearbeitet von reusendrescher
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vor 4 Stunden schrieb reusendrescher:

 

Was ich aus der Zeit damals nicht vermisse, ist dieses "alle gegen alle" der Subkulturen aus den Mittachzigern. Was ich vermisse, ist der gegenseitige Respekt der Übriggebliebenen Core-Members der einzelnen Subkulturen füreinander ab Ende der 80'er, die Szenen waren soweit geschrumpft, dass es noch sinnloser geworden war, sich gegenseitig die Birne zu malträtieren. The Kids Were United!

 

 

Kann ich so nicht bestätigen, weder das eine noch das andere. Hier in West-NRW gab es Mitte der 80er eine Handvoll Läden,

in denen sich die verschiedenen Jugend-Subkulturen dieser Zeit gut aufgehoben fühlten und friedlich und oft sogar freundschaftlich

koexistierten, was daran lag, dass man sich oft von der Schule oder aus dem eigenen Viertel kannte und im Außenseitertum etwas

verbindendes hatte. Außerdem bedienten die jeweiligen DJs alle Gruppen gleichberechtigt und man bekam so alle anderthalb

Stunden seine 20 Minuten. Gab es Stress, war das meistens mit Prolls. Und ja, darunter hatten Mods am meisten zu leiden

weil sie sich nicht wehrten und besonders in der zweiten Hälfte der 80er auch aussahen wie Mädchen. In Düsseldorf gab

es eine Proll Gang, die hießen tatsächlich Mod-Hunters. 

Letztes Jahr gabs hier im Haus der Jugend ein Konzert von den Undertones. Es war ein warmer Sommerabend und alle standen

draußen, tranken Bier und machten sich darüber lustig, dass die Jüngsten an diesem Abend im "Haus der Jugend" auch schon

mindestens 40 waren. Darunter jede Menge Leute, die 30 Jahre vorher, als sie noch Haare auf dem Kopf hatten Punks, Mods,

Skinheads, Psychos, Scooterboys oder sonst was waren. Das ist wie Klassentreffen und das kann man auch auf Allnightern

oder Scooterruns beobachten. Man freut sich, dass man auch mit 50 noch mit Leuten feiern kann, die ähnlich ticken wie

man selbst und da nicht mehr sooo viele von damals übrig geblieben sind, besucht man sich halt gegenseitig auf den jeweiligen

Veranstaltungen, klopft sich auf die Schulter und schwelgt in der guten alten Zeit. 

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