Zündgrundplatte verdrehen geht nicht

[t/4zündschlapp]

Hallo Kollegen,

ich bin grad daran, bei meiner Augsburger T4 Bj '58 die Zündung einzustellen.
Habe erstmal den OT ermittelt und auf dem Polrad die 28° Vorzündung markiert. Die original Markierungen liegen übrigens WEIT daneben, aber das solls ja öfter geben.
Dann hab ich das angeblitzt. Meine Zündmarkierung steht etwa 5-10° rechts von der Gehäusemarkierung, die ruckelt immer so hin und her.
Aber egal, wie ich die Zündgrundplatte verdrehe, es tut sich nichts oder die Markierung läuft eher noch weiter nach rechts. Habe jetzt nach beiden Seiten bis zum Anschlag verdreht, aber der Blitz leuchtet immer die Markierung zu weit rechts an, also zündet sie zu früh.

Bitte gebt mir einen Tipp, was mache ich falsch?
 

Bearbeitet 12. März 2017 von t/4zündschlapp
fehler

[Tupamaro]

Unterbrecherabstand passend eingestellt?

[t/4zündschlapp]

Ja auf 0,4mm.

 

[freibier]

Zumindest mir würden Fotos helfen, um zu verstehen, was du wie wo markiert hast. Da man auf verschiedene Weisen vorgehen kann (z.B. auf dem Polrad die Vorzündung markieren, oder auf dem Gehäuse usw...), kommt man da schnell durcheinander. Soll heißen: Aussagekräftiges Foto machen, am besten im Foto z.B. via Paint beschriften und ab dafür. 

[t/4zündschlapp]

[freibier]

Blitzt du bei Standgas?

[t/4zündschlapp]

Naja so ein richtiges Standgas hat die Wespe noch nicht. Ich muss schon ein wenig Gas geben damit sie nicht ausgeht.

Ich hatte den Plan: erst Zündung einstellen, dann den Vergaser.

[freibier]

Gib mal ordentlich Gas beim Blitzen. 

[t/4zündschlapp]

Ich habe es heute nochmal probiert. Mit mehr und mit weniger Gas. Der Effekt ist praktisch immer derselbe.
Meine Vespa zündet deutlich zu früh. Ich habe die Grundplatte so weit wie möglich verschoben (übrigens nach links, nicht nach rechts, wie man teilweise liest) und immer noch fehlen einige Grad. Weiter verschieben geht nicht: Die Langlöcher für die drei Schrauben, welche die Zündgrundlatte halten, sind zu Ende. Ich mit meiner Weisheit übrigens auch. Aufdremeln will ich die Grundplatte erstmal nicht.
Habe jetzt beschlossen, dass es dann eben erstmal so bleiben muss und werde erst mal eine Probefahrt mit der Kiste wagen. Zum Beispiel zum TÜV.

Übrigens ein herzliches Danke für eure Hilfe.

[freibier]

Mal mehr mal weniger Gas, das kann alles sein...

 

Ich gehe beim Abblitzen das gesamte Drehzahlband durch und halte die Drehzahl in verschiedenen Bereichen (auch mal ein paar Sekunden vollgas), um zu sehen, ob der ZZP bei einer statistischen Zündung wandert. 

 

Dein Problem habe ich aber immer noch nicht genau verstanden. 

Zuckelt dein ZZP bei einer festen Drehzahl hin und her?

Verändert sich der ZZP beim verdrehen der ZGP überhaupt?

Oder kommst du nur nicht auf deinen gewünschten ZZP, weil die Langlöcher nicht lang genug sind? 

 

Beschreib doch bitte mal gescheit, wie du vorgegangen bist, was du wo gemessen hast usw. Vllt hat sich ja nur ein Rechenfehler eingeschlichen und dadurch ist deine Markierung falsch. Warum willst du überhaupt so viel Vorzündung fahren? (Ich hab keine Ahnung von so ollen Kisten, aber ich hätte jetzt mal um die 20 ° in den Raum geworfen.)

 

 

 

Gruß, Ralf

 

[t/4zündschlapp]

Danke für dein Interesse. Hier meine Antworten auf deine Fragen:

 

Zuckelt dein ZZP bei einer festen Drehzahl hin und her?

Nein, eher nicht. Bei höherer Drehzahl wandert der ZZP ein wenig auf später, also in die gewünschte Richtung.

Verändert sich der ZZP beim verdrehen der ZGP überhaupt?

Ja, aber ich kann den ZZP nur noch früher einstellen. Für später sind die Langlöcher zu kurz..

Oder kommst du nur nicht auf deinen gewünschten ZZP, weil die Langlöcher nicht lang genug sind? 

Genau so ist es.

 

Mein Vorgehen war folgendes:

1. OT ermittelt mit Kolbenstopper - rechts rum: Markierung, links rum: Markierung. Mitte dazwischen = OT..

2. 28° Vorzündung mittels Gradscheibe markiert. Das soll laut Literatur für die T4 richtig sein.
3. Motor angetreten und Polrad angeblitzt. ZZ immer ca 5-10° zu früh. Verdrehen der ZGP bringt nur Verschlechterung, war vorher schon am Anschlag.

Anmerkung: Ich bin nicht sicher, ob in dem Motor noch der original Zylinder und Kopf verbaut sind. Ich glaube, da war mal was....
Allerdings kann ich ja eine kürzere Vorzündung erst recht nicht einstellen - siehe oben.

 

[freibier]

Das heißt, du hast bei niedrigeren Drehzahlen grob 38 ° vor OT (gewünschte 28 ° + 10 °) und bei höheren Drehzahlen kommst du auf grob 33 ° vor OT (28 ° + 5°), obwohl deine ZGP schon im Uhrzeigersinn auf Anschlag steht?

 

Wenn ich die Markierungen (OT und gewünschter ZZP) am Polrad haben will, finde ich eine Gradscheibe nicht so prickelnd, kann aber auch an meinen Polrädern, meiner Gradscheibe und dem Knick in meiner Optik liegen. Einfacher und genauer finde ich es wenn man über den Umfang geht. Also Maßband (z.B. Wegwerfpapierteil von Ikea) um das Polrad legen und den Umfang möglichst genau messen. Alternativ ohne Papiermaßband einen Papierstreifen stramm um das Polrad "wickeln", die Enden überlappen lassen und mit Tesa verkleben. Anschließend den Streifen an einer beliebigen Stelle auftrennen (möglichst gerade), die Länge des Papierstreifens entspricht dann dem Umfang. Bei einem fiktiven Polrad mit 20 cm Durchmesser beträgt der Umfang (U = 2* pi * r) ca. 62,83 cm. Dieser Wert durch 360 ° geteilt ergibt die Strecke auf dem Umfang, wie weit "jedes Grad" von deiner OT Markierung entfernt ist. Pro Grad müsste man also (auf dem Umfang!) (62,83 cm / 360) =  0,18 cm im Uhrzeigersinn gehen. Bei 28 ° Vorzündung müsste die Markierung also (28 * 62,83 cm / 360) = 4,89 cm rechts von der OT Markierung liegen. 

Kontrollier das doch mal mit dem Umfang deines Polrades, vielleicht hat sich beim Übertragen der Markierung von der Gradscheibe ja ein Fehler eingeschlichen, ansonsten wüsste ich nicht, woran es liegen könnte. Wenn das Polrad, die Kurbelwelle und die ZGP original sind, sollte man den ZZP eigentlich exakter einstellen können. Falls eins oder mehrere Teile davon nicht mehr original sind, addieren sich die Fertiggungstoleranzen der verschiedenen Hersteller schnell so, dass man mit den Langlöchern nicht mehr hinkommt.

 

Ob und wie sinnvoll die 28 ° sind, kann ich dir aber nicht sagen, wie gesagt, ich kenne die alten Motoren nicht. 

 

Gruß, Ralf

Bearbeitet 13. März 2017 von freibier

[t/4zündschlapp]

Wow, danke freibier, für deine umfangreiche Antwort. Das gibt mir neue Impulse.
Du könntest wirklich Recht haben mit den unterschiedlichen Fertigungstoleranzen, die sich zusammen addieren. Dazu kommt, dass meine Kurbelwelle schon ein wenig ausgefatzt ist und ich den Halbmondkeil deshalb mit 2K Kleber einkleben musste. Auch das trägt sicher zur Toleranz bei. (Das Polrad sitzt jetzt aber fest!)
Ich glaube ich probiere es morgen nochmal mit dem Umfang.