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Sehr Lange Vespa Touren Erfahrungswerte (Setup, Ausrüstung, Planung, etc) >20.000 km


Vespista X

Empfohlene Beiträge

Ich wurde von einigen Kollegen hier gebeten mal etwas zu den Basics meiner Tourenplanung und meiner Erfahrung zu Reisen bezüglich Ausrüstung, Gepäck, Setup etc zu erzählen.

Habe in den letzten 8 Jahren mehrfach große Touren gemacht (zwei mal über 20K und zwei mal über 10K) mit insgesamt 120.000 km in 44 Ländern auf 4 Kontinenten. Für die Touren habe ich von Ape50 über V50N bis zu P200E alles mögliche verwendet in verschieden Setups. Ich gebe hier nur meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wieder und diese müssen nicht mit dem übereinstimmen, was andere gemacht haben.

 

Wenn ich morgen auf eine Tour über 10.ooo km aufbrechen würde und könnte die Waffe meiner Wahl auswählen, dann wäre wohl eine Largeframe Vespa wie eine PX oder Sprint, LML 150 Star 2t oder Bajaj Chetak 150. Mit allen dreien habe ich sehr sehr gute Erfahrungen gemacht. Also wenn möglich jenseits von 150ccm. Smallframe Vespas sind mir für sehr lange Touren meist zu anfällig und zu nervös zu fahren.

 

Zum Setup: Ich weiß viele im Forum wollen gerne viel Leistung und viel Hubraum. Wenn man gerne und gut schraubt und nicht risikoscheu ist kann man das gerne so machen.

Ich habe meine besten Erfahrungen allerdings mit P200 12 PS Variante komplett Ori, Stella Genuine 150 (LML) mit Box Auspuff sowie Bajaj Chetak DR 177 mit langer Übersetzung einer 200er gemacht. Heute würde ich wohl am ehesten eine PX150/ LML 150 2T mit nem Box Auspuff für ne Fahrt wählen, weil der 150 ccm Motor der weltweit am weitesten verbreitete ist und somit Ersatzteile an so ziemlich jedem Punkt der Erde ausser den ehemaligen Sovietrepubliken verfügbar sind. Würde mich auch eher für ne leisere als ne stärkere Box entscheiden, weil ich gerne auch mal 600-800km am Tag gemacht habe und der Lärm einem dann auf den Keks geht.

Für Sitzbank empfehle ich falls möglich den der Correos Vespa aus Spanien oder etwas ähnlich straffes ohne Federn. Hat man das nicht zu Hand gibt es die Möglichkeit mit einem "Airhawk" zu schummeln. Ist ein aufblassbares Sitzkissen, das einfach die Zeit im Sattel verdoppelt ohne Schmerz.

Scheiben sind oft Geschmackssache, aber speziell in der Wüste oder generell bei Hitze und auf sehr langen Fahrten war eine niedrige Scheibe, die gerade so den Wind über den Helm führt angenehm. Mit der großen Scheibe war ich nicht ganz glücklich, weil sie zu viel Seitenwind aufnimmt und ich auch mal gezwungen war von London bis zur Fähre in der Nacht bei Nieselregen und Nebel stehend zu fahren, weil die Scheibe komplett beschlagen war.

Gepäckverteilung: Bei meinen ersten Touren habe ich mir selbst ein Alu-Koffer System gebaut und hatte vorn und Hinten Gepäckträger. Heute fahre ich auch vorne und hinten Gepäckträger, aber Standard in Verbindung mit Rollersack/Sea and Sand Tasche. Für mich hat bei Smallframe der Rollersack gut funktioniert und bei Largeframe die Sea n Sand. Versucht das Gewicht so gut es geht nach vorne zu verteilen, um Schlingern durch ein zu leichtes Vorderrad zu vermeiden. Wichtig war für mich auch, die Gepäckträger vor beladen mit fetten Kabelbindern zu fixieren, damit nichts federt und auf dauer abbrechen kann. Auch empfehle ich ein bis zwei lagen Panzertape unter den Gummiauflagen des Frontträgers zu packen, weil das sonst nach 10.000 km durch ist und den Lack beschädigen wird.

Reifen: Meine besten Erfahrungen habe ich mit dem K58 von Heidenau gemacht, da ich damit bei jedem Wetter und jedem Strassenbelag gut durch kam. Ich wurde bei meiner Weltreise von denen gesponsert, aber hatte den Reifen davor schon immer selbst gekauft. Am übelsten sind jedwede Weißwandreifen. Habe ich in Ligurien bei Starkregen auf nem Kreisverkehr mal getestet- 30 Meter auf dem Arsch is wenig lustig.

 

Werde das Topic noch erweitern... das war mal n Anfang!

 

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Bearbeitet von Vespista X
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vor 1 Minute hat Humma Kavula folgendes von sich gegeben:

Jo, top Anfang! Vielen Dank, denke, das hilft vielen (mir!) echt weiter! Gerade die Sache mit dem 150er Motor ist interessant! Läuft ja ähnlich gut wie eine 200ter, zumindest solo... 

In Europa kann man auch nen 200er nehmen mit Box, aber umso mehr Du weg gehst von Standard Teilen umso länger sitzt Du uU irgendwo und wartest auf Teile. Ich habe 6 Tage in der Türkei verloren wegen nem Dr177 auf meinen 80 Tagen um die Welt. Den gab es da halt ned und ausserhalb EU is Zoll n Thema. Musste dann 1500 km mit nem alten original 125 Sprint Zylinder weiterfahren, der noch schön Flugrost überzogen im Regal in Istanbul lag. Mangels kleiner Düsen dann meinen HD Querschnitt mit nem Kabel des Iphone Kopfhörers verkleinert, weil se viel zu fett war. 150ger 5 Port mit andere Bedüsung und Box Auspuff ist allein für Tour nach meinem Empfinden ok. Wenn ich am Gardasee durch die Hügel heizen will ohne Gepäck und hab nen Van, dann macht natürlcih was größeres mehr Spass!

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Tourenplanung:

Ich empfehle für lange Touren Tagesetappen von ca 200-300 km und je nachdem ob man mehr Fokus aufs Fahren hat oder mehr sehen will und geniessen eben eher kürzer oder länger. Ich habe bei meinen Touren meist wild gecampt oder eben Campingplatz, aber in den seltensten Fällen irgendetwas vorgebucht oder konkrete Etappen geplant ( ausser bei den eher kleinen Charity-Fahrten, wo ich jeden Abend bei nem Club aufgeschlagen bin ) Bitte aufpassen - wild Campen kann echt teuer werden in manchen Ecken, daher empfehle ich min 1 Std vor Sonnenuntergang anzufangen was zu suchen - sonst kann es einem gehen wie mir und man landet auf nem Parkplatz voller Nutten (Italien) oder neben nem Friedhof am Samstag Abend. Doof. ;-) Meist fahre ich nur grobe Richtung und benutze entweder Google Maps (Kopfhörer mit leiser Musik) oder wenn Schöner Fahren angesagt ist,  dann Kurviger.de ( Vorsicht kann n sehr langer Tag werden )

Plant auch auf jeden Fall Puffertage und Pufferbudget ein.

 

Budget: Lange Zeit habe ich ca 50€ Tagesbudget inklusive ALLEM in Europe genutzt. Das ist bei der aktuellen Lage nicht mehr angemessen. Empfehle min 75€ pro Tag ( falls Hotel oder Immer Campingplatz nach oben anpassen ) In den USA fuhr ich mit ca 100 Dollar/Tag ganz gut. Habe so auch gelegentlich mal meinen Roller einfach IM Motelroom geparkt und mir das Be- und Entladen gespart. Einfach checken ob ne Kamera in der Nähe und auf Erdgeschoss bestehen. In Afrika habe ich auch schon 10€ Hotel gehabt - nicht lecker, aber geht. Ab 30E schläft man dort schon sehr gut und kommt dem Sicherheitsbedürfnis Mancher auch entgegen. dafür parkt dann der Hotelbesitzer auch mal dn Roller neben seinem Fernseher und passt persönlich drauf auf. Mein Kollege Stergios war jetzt 3 Jahre in Südamerika für 11.000€ unterwegs. Afrika hat er mit 4000 € durchquert, aber er ist genau wie ich auch eher rustikal unterwegs gewesen.

Für Weltreise würde ich heute 80€/Tag veranschlagen inkl ALLEM

 

Gepäck: Grundsätzlich gilt - lieber doppelt so viel Kohle und min 2 Kreditkarten plus EC-Karte und weniger Gepäck ( wenn man es hat ! )

In Europa gibt es an jeder Ecke nen Supermarkt und man braucht nicht so aufzupacken. Habe bei Unterwäsche, Socken und Tshirts auf Merino gesetzt, weil man da auch mal 3-4 Tage was tragen kann ohne dass es riecht ( Antiseptische Schafwolle ). Habe weiterhin Gepäck durch die Nutzung von Overall verringert ((ausser beim Gentleman Giro, wo ich meist im Anzug mit Krawatte gefahren bin) 1 Paar Flip Flops(Campingplatz und nachts aus dem Zelt) , 1 Paar Stiefel zum Fahren und n Paar bequeme Turnschuhe am besten aus Baumwolle waren auch dabei.

Ansonsten nimmt man sich eine Packliste Motorrad Weltreise und verkleinert diese wunschgemäß nach eigenem Empfinden. Für 5 Tage Barcelona Plus Heimfahrt in 4 Tagen nach Kempten auf ner neu gekauften T5 hatte ich nur nen Sea n Sand und den Helm als Handgepäck dabei. da war allerdings kleine Pensionen angesagt für die 1700 km, weil ich kein Gepäck mitnehmen wollte und das Ende Oktober war.

 

 

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Bearbeitet von Vespista X
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Gerade eben hat Arancio68 folgendes von sich gegeben:

JAAA PERFEKT!!!

Danke für die vielen Infos!!

Und superinteressant :thumbsup:

Echt ein wertvoller Thread 

Danke werde das immer noch etwas erweitern, aber beantworte auch gerne Fragen!

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vor 11 Stunden hat Humma Kavula folgendes von sich gegeben:

Gerade die Sache mit dem 150er Motor ist interessant! Läuft ja ähnlich gut wie eine 200ter, zumindest solo... 

 

Vor allem vibriert der Smallblock auch erheblich weniger.

Das finde ich bei längeren Fahrten auch deutlich angenehmer.

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vor 4 Stunden hat AAAB507 folgendes von sich gegeben:

 

Vor allem vibriert der Smallblock auch erheblich weniger.

Das finde ich bei längeren Fahrten auch deutlich angenehmer.

Ja Vibrationen sind Killer Nummer eins - bei so langen Touren fällt sonst langsam ALLES auseinander.

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Die perfekte Packliste für Vespa Reisen ? Mhhhh
Ich wurde nun schon sehr oft auf meiner FB Seite gefragt, wie die perfekte Packliste aussieht und auch was für Werkzeug und Ersatzteile oder Camping Ausrüstung ich auf meinen langen Abenteuern dabei habe.
 
Es gibt ja zwei Fraktionen - der Typ Perfektionist, der für die Zombi Apokalypse alles dabei hätte und den Typ Luxuskind, der was von 3 Unterhosen und einer Kreditkarte redet. Die Wahrheit is wie immer wohl irgendwo in der Mitte.
DIE perfekte Liste gibt es ja sowieso nicht und es macht wenig Sinn Euch meine im Detail zu erzählen, aber ich habe hier einige Gedanken wie Ihr Euch selbst die für euch perfekte Packliste für Euer Abenteuer auf dem Vespa oder Lambretta Roller oder dem Motorrad erstellt.
Tip 1 : Erfinde das Rad nicht neu !
Ich habe mir 3 Packlisten für Motorrad Weltreisen gesucht, zusammengefasst und danach das ergänzt bzw. gestrichen was für die jeweilige Reise was Sinn macht.
Tip 2 : Bist Du in Nordamerika oder Europa oder in einem Land mit guter Infrastruktur bezüglich Ersatzteile und Werkstätten dann nimm doppelt so viel Geld und halb so viel Ausrüstung mit !
Tip 3 : (Vespa) Glaub nicht das Märchen der 100 Seilzüge - ich habe genau 1 Kupplungszug für 27.113 km um die Welt gebraucht. Sind die sauber verlegt und geschmiert gehen die so gut wie nie kaputt.
Tip 4 : Habe IMMER ein Erste Hilfe Paket mit, aber nicht nur das aus dem Motorradladen. Ergänze es mit ein paar Medikamenten (Schmerzen, Fieber, Durchfall) denn auch auf einem Wochenend Ausflug kann es am Sonntag vorkommen, dass Du zum Beispiel Zahnschmerzen bekommst und auf dem Land unterwegs bist wo es keine 24h Apotheke gibt.
Tip 5 : Nimm Immer ein Bordwerkzeug, 1 Fuel Friend , Kabelbinder, 1 Meter Draht und 1 Meter Kabel, ein Multitool, und 1 Standard Seilzug plus Klemmnippel mit. Das nimmt so gut wie kein Platz weg aber spart Dir unter Umständen den Anruf beim Pannendienst. Vorausgesetzt Du kannst etwas Schrauben.
Tip 6 : Kannst Du garnicht Schrauben ? Lerne es ! Suche eine Schrauber aus Deiner Gegend und hilf ihm bei einer Vollrevision oder bezahle ihn für eine Revision Deines Fahrzeugs bei dem Du Handlanger spielst 😉!
Tip 7 : Habe immer eine Karte vom Automobilclub oder der Versicherung dabei, für Pannenhilfe in dem Land in dem Du reist. Manchmal ist nämlich selbst McGyver am Ende mit seinem Latein.
Tip 8 : Studiere ein paar Stunden hier im Forum speziell zu DEINEM Fahrzeug und seinen Schwachstellen und frage unter Umständen auch dort nach Empfehlung ( aber verwende erst die Suchfunktion, sonst massakriert Dich einer dort )
Und jetzt hast Du all das da oben gelesen und stehst mit Deiner Weltreise Packliste da.
 
Stell Dir nun ein paar Fragen während Du alles was Du mitnehmen willst erst mal vor Dir auslegst (so vergisst man nix)
-Wie lange bist Du unterwegs ?
-3 Tage oder 3 Monate ? (Dein 30€ Zelt vom letzten Festival reicht uU für das Wochenende aber kann man nicht 90 mal auf und abbauen ohne Schaden)
-Willst Du Campen oder ins Hotel ?
-Bist Du länger als 1 Jahreszeit unterwegs? Klamotte!
-Bist Du krankenversichert ? Auch mit Rücktransport aus dem Ausland ?
-Hast Du einen Schutzbrief oder Automobil-Club der Dein kaputtes Fahrzeug aus dem Ausland heimbringen kann ?
-Hast Du gültige Papiere ( auch innerhalb der EU muss man sich ausweisen können )
-Gilt Dein Führerschein in dem Land in das Du fährst für Dein Fahrzeug ( Bsp 125er mit Autoführerschein gilt nicht in allen Ländern)
-Braucht man für eines oder mehrere Länder einen Carnet de Passage? ( Google das )
Hier ne Ergänzung für klassische Roller:
Minimum Empfehlung zusätzlich zum genannten : 1 Kupplung ( bereits geölt ) 1 CDI , 2 Zündkerzen, 1 Standardzug mit Klemmnippel, Düsenbox, Abzieher Polrad und eventuell n Kolben sowie eine Hand voll verschieden große Muttern Halbmondkeile und Schrauben in einem Kästchen.
Wie gesagt all das sind nur Tips und Anhaltspunkt damit Du Dir Dein Motorrad oder Vespa Abenteuer vorbereiten kannst . Diese Liste sollte Dich auf die richtige Fährte bringen, damit Du Dir selbst helfen kannst und ist bestimmt nicht die Bibel oder vollständig !
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Das hier wäre mal so ne Liste für ne ganz große Tour und MUSS je nach Tour und Dauer und Gusto verkürzt werden.

Bin auch immer offen für Anmerkungen und Anregungen.

 

Werkzeug

Schraubenzieher Kreuzschlitz + Normal Gabelschlüssel 7-13 Zündkerzenschlüssel kleiner Knarrenkasten ein Satz Seilzüge und Schraubnippel WD40, kleine Flasche Tube Kaltmetall Ersatzzündkerze Ersatzkupplung (für lange Touren) diverse Kabelbinder Bindedraht (1 m) Kabel (0,75, 2 m) Flüssigmetall (2K) Spezialwerkzeug: Polradabzieher, Kupplungsabzieher, Multitool Ersatz-Krümmerdichtung, Satz Hauptdüsen (versch.Größen) kleine Rolle Universal Gewebeband* (Gaffa Tape, Panzertape) Rolle Isolierband 1 Paar Arbeitshandschuhe mehrere Teelichter (für die Männerromantik ;-)) 2 Paar Einweghandschuhe Lappen Ersatz Klorolle (wasserdicht verpackt) mehrere Meter Paracord (dünnes Seil) Ersatzrad auf Luft prüfen goldene Kreditkarte UND ADAC Plus Karte ;-)

 

Ersatzteile und Krimskrams

1. für kleinere Touren bis zu 500 km: 1 Kupplungsseil 2 Schaltseile 1 Gaszug 1 Bremsseil vorn 1 Bremsseil hinten 2 Schraubnippel 1 Zündkerze 1 Zündkabel mit Stecker 1 Satz Glühbirnen 2. für Touren 500 bis zu 5000 km erweitert um: 1 Reserveschlauch 1 Kupplung 1 CDI 2. Zündkerze 1 m Kabel und Lüsterklemmen 1 Panzertape 1 m Draht 3. für große Fahrt (10.000+), vor allem in dünn besiedelte Länder: 1 Kupplungszug komplett 2 Kupplungsseile 2 Schaltzüge komplett 4 Schaltseile 1 Handbremszug komplett vorn 2 Handbremsseile vorn 1 Fußbremszug komplett 1 Fußbremsseil 1-2 Reservereifen 2 Reserveschläuche 3. Zündkerzen 1 Zündgrundplatte 1 Spannungsregler (evtl.) 1 Kolben inkl Kolbenringe

 

Camping

ein Schlafsack Isomatte Campingkissen Fuel Friend 1l Zelt Spanngurte dünn Packnetz Erste-Hilfe-Pack und Warnweste Kartenmaterial, falls DU oldschool bist LED-Kopflampe (Bluetooth Box mini oder Kopfhörer) Kamera (eventuell kompakt) Smartphone mit Ladegerät Geld, Kreditkarte etc. Reisepass, Führerschein, Fahrzeugpapiere und grüne Karte Klamotten, Schuhe, Handtücher, Badezeug, Flip-Flops, etc. leichte Wasserdichte Jacke Regenkombi Shampoo, Handwaschmittel, Creme etc. (kleine Fläschchen) Zahnbürste und Zahncreme Babyfeuchttücher, Zewa evtl. E-Bookreader Krimskrams (Stifte, Notizbüchlein, usw.) evtl. Regenschirm (Knirps) Ladekabel für alle Elektronik Powerbank (eventuell mit Kompressor)

 

Für lange sehr lange Tour uU Küche:

Verpflegung (Äpfel, Müsli, Brot, (Soja)-Milch, Nudeln, Tütensuppen, Tee, Espressopulver, Cornflakes, Desperados, ...)

Campinggeschirr (Trekking)

Mini-Thermoskanne Edelstahl 0,5 l

Gaskocher Trekking mit Kartusche

Müllbeutel

 

Vor der Tour prüfen:

Reifendruck und -profil

genug 2-Takt-Öl dabei

Tank voll

passende Handschuhe

Schlauchschal

Regenkombi

Warnweste

Verbandstäschchen

funktionieren alle Lichter

Blinker falls vorhanden und Hupe

 

Wie oben gesagt erhebe ich keinen Anspruch auf Komplettheit oder Perfektion. Hier gibt es sicher Leute, die noch bessere oder andere Ideen haben. Falls Fehler drin sind gern Bescheid geben. Diese Liste ist speziell für Anfänger als Orientierung.

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vor 18 Minuten hat alfonso folgendes von sich gegeben:

…. und zack, Lager für die vordere Bremstrommel vergessen.

 

Game Over!

 

:-D

 

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hahahaha wie gesagt - nobodys perfect. Aber dafür gab es dann schöner schrauben mit Bierchen und Sprüchen :-)

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Ergänzend zu den bereits erwähnten Tips oben gibt es ein paar ganz entscheidende Unterschiede zwischen einem Urlaub mit Vespa (2-3 oder sogar 4 Wochen) und einer ausgewachsenen Reise, die 3 Monate, 6 Monate oder sogar wie bei einigen wenigen Jahre dauern kann.

 

Also wir nehmen mal an, daß man nicht so bescheuert sein will wie ich und in 80 Tagen 27.113 km ohne Pausentage runterreißen sondern ganz gemach und mit ausreichend Zeit sich touristisch zu Vergnügen und zu entspannen reisen mag.

Dann bedeuten 20.000 km mal eben 5-6 Monate. Die allerwenigsten werden für so eine Reise ne Hypothek aufs Haus aufnehmen, das Erbe verprassen oder einen Lottogewinn abwarten wollen. Das bedeutet dann im Umkehrschluß um halbwegs im Budget zu bleiben schläft man 6 Monate WO ES SICH ERGIBT! Denn 6 Monate selbst in kleinen Pensionen innerhalb Europas wäre enorm kostspielig.

Hier mal ein paar Beispiele:

Habe auf meinen sehr langen Touren unter anderem auf Hebebühnen geschlafen(direkt vor meinen 80 Tagen)

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In der Wüste:

In den USA und in Spanien

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Mehrfach auf Booten/Schiffen uind einmal in einem Flugzeug-Hostel oder eben einem abgerazten Partywohnwagen an dem CSI seine Freude gehabt hätte:

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Manchmal läuft es auch richtig gut und man findet n echt schicken Platz fürs Zelt:

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Aber wenn man kein totaler Troll is und alleine, wird man auch öfter auf ner Couch oder in einen Gästezimmer landen. Manchmal eben in einem ausgedienten Trailer Park Wohncontainer inmitten alten Vespa teilen und mit nem Hund im Arm.

 

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Habe aber auch schon auf dem Parkplatz der Alhambra in Spanien genächtigt, Auf Berggipfeln in Italien, Neben Friedhöfen oder ein mal in Norditalien auf nem Parkplatz auf dem leider am Abend dann die Bordsteinschwalben zum Arbeiten ankamen.

 

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Oder mal auf nem vollgekackten Jägerhochstand

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Mit nem geilen Sonnenuntergang an nem Stausee

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bei 36 Grad in der Wüste

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oder einfach hinter dem Busch neben einer Schnellstrße.

 

Mit das Härteste war dann mal in Sibirien wo ich mehrfach ohne Zelt neben dem Roller auf der Tanke gepennt hab nur mit Isomatte. Zelt zu verlieren wäre zu riskant gewesen, wenn ein betrunkener mit Messer Stunk macht.

Wie gesagt es gab auch ganz ganz viele Beispiele wunderbarer Gastfreundschaft, aber

das sind Dinge, die man nicht planen kann. Wenn man da etwas zarter beseitet ist oder sehr hohe persönliche Anforderungen an die Hygiene hat, wird es eng. Dann doch noch n Jahr weiter sparen und Hotels planen.

 

Es wird einen bei 3, 6 oder 9 Monate Reise auch persönlich verändern!

Man muss annehmen lernen: Hilfe, Gastfreundschaft, Geschenke.

Man wird Vorurteile und Klischees verlieren bezüglich anderen.

Man bekommt eine andere Vorstellung von Reichtum, sozialer Gerechtigkeit und anderer Lebensmodellen.

Man kommt unter Umständen heim und kann mit dem was vorher "normal" schien nur noch schwer leben.

Man wird unter Umständen ein Gefühl von ECHTER Freiheit erfahren, daß man nie mehr aufgeben will und mit dem man dann bei seiner Rückkehr auf Unverständnis und vielleicht auch Probleme trifft.

 

Man kommt verändert heim!

 

All das kann halt passieren bei LANGEN Reisen. Ich empfehle den meisten lieber nur weiter den Urlaub zu machen.

Für die meisten ist es besser mit dem Hänger über die Alpen zu fahren und 2 Wochen im Urlaub um schicke Seen oder an der Amalfi Küste auf und ab zu ballen. Ich habe festgestellt, daß viele damit nicht wirklich umgehen könnten ausser sie waren in den 90ger auf ScooterRuns mit Toilettenzelten, die im Anschluss abgefackelt wurden.

 

Ich spreche das nur mal an, weil das keine Dinge sind, die Leute normalerweise in Ihrer Planung oder bei Ihrem Traum einer langen Rollerreise auf dem Schirm haben.

 

 

Bearbeitet von Vespista X
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Viele der grundsätzlichen Tipps für Fahrzeug, Werkzeug, Gepäck kann ich absolut nachvollziehen bzw. finde es gut, dass meine Meinungen und Erfahrungen zu den Punkten ziemlich deckungsgleich zu denen sind, die ein wirklich erfahrener Reisender mit Schaltrollern hat.

 

Sehr interessant finde ich das Thema Unterschied "Urlaubsfahrt" und "Reise".

:thumbsup:

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vor 21 Minuten hat Marty McFly folgendes von sich gegeben:

Viele der grundsätzlichen Tipps für Fahrzeug, Werkzeug, Gepäck kann ich absolut nachvollziehen bzw. finde es gut, dass meine Meinungen und Erfahrungen zu den Punkten ziemlich deckungsgleich zu denen sind, die ein wirklich erfahrener Reisender mit Schaltrollern hat.

 

Sehr interessant finde ich das Thema Unterschied "Urlaubsfahrt" und "Reise".

:thumbsup:

 

Ja die meisten unterschätzen das enorm, weil sie in ihrem ganzen Leben noch nie so lange mal ohne die tägliche Tretmühle leben mußten.

Die meisten da draußen leben von Wochenende zu Wochenende und dazwischen garnicht, betäuben sich dann mit TV, Fussball und Alk und besänftigen den herannahenden Burnout mit 1-2 mal Urlaub im Jahr, aber haben nie gelernt wie Freiheit sich anfühlt. Das kann ein echter Schock sein! Viele sind eingespannt in Family und Job und Kredite. wo das auch garnicht einfach geht.

Auch wirst Du lernen, daß für ganz viele Menschen da draußen UNSER Standard bezüglich Nahrung, Wohnung, Hygiene, Geld, Arbeit etc ein absoluter Irrsinn ist.

 

Und 2 oder 3 Wochen bisserl ballern in ner Gruppe is witzig ohne Frage, aber das prägt keinen und das brauch ich ehrlicherweise ned so wirklich zu planen. Da kann man das schlanke Gepäck hinten auf die reuse schnallen und sollte bloß die EC Karte ned vergessen.

 

Von den Unterschieden Zwischen den Kontinenten habe ich ja noch ned mal angefangen! Oder wie es ist wochen- und Monatelang auf Dich allein gestellt zu sein und keine Kumpels, die mal eben bei ner Panne danebenstehen und zumindest da sind und man nicht allein ist. Oder wenn man krank wird unterwegs....

 

Urlaub und Reisen haben NICHTS miteinander zu tun.

Bearbeitet von Vespista X
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Der Faktor Zeit:

 

Bis ca 4 Wochen ist das alles Urlaub, aber in 4 Wochen wird man auch ned so wirklich weit kommen ausser man ballert jeden Tag wie bekloppt. Da hat man dann vielleicht 10K gemacht. Ich habe nun verschiedene Fahrten gemacht: Mit festen Tageszielen, Ohne irgend n Ziel, Auf Rekordjagd, für Events, zum Urlaub machen... Eines habe ich gelernt: Plane mindestens 1/4 mehr ein als die Fahrzeit für das nach Hause kommen. 1/4 mehr Budget, 1/4 mehr Zeit.

Nach einer Fahrt von 6 Monaten oder einem Jahr willst Du nicht direkt wieder zur Arbeit müssen, weil Geld und Zeit es Dir diktieren.

Reisen ist nicht Urlaub und sobald Du mal jenseits von 20K bist ist es definitiv Reisen.

Also nehmen wir mal den Fall von 20.000 km in Europa, was Dich sehr sparsam gerechnet ca 8-9000 Euro (+1000 € für Notfälle, die nicht Reisekasse sind zum Versaufen und Verfressen, sondern für schwere Pannen oder Diebstähle oder Unfälle etc...)und 6 Monate kosten wird. Sehr sparsam.  Nimm Dir auf jeden Fall noch ca 6-8 Wochen Zeit zuhause anzukommen und dafür mußt Du natürlich auch die 1.5-2 Monate zuhause bezahlen können. Man braucht Zeit, alles auszupacken, und aufzuräumen ( auch im Kopf ) , die Souvenirs zu genießen, Leuten zu schreiben und sich zu bedanken, vielleicht nen Vortrag vorzubereiten (wenn man mag) entweder für Freunde und Familie oder sogar für den Club oder mehr Leute. Man braucht Zeit Dinge zu verarbeiten ( Unfälle, Krankheit, Erlebnisse ). Vielleicht Dinge noch aufzuschreiben, damit man Sie sich für später erhalten kann ( glaub mir viele Dinge verblassen mit dem Druck des Alltags schnell wieder.

 

Wie gesagt ab 20k ist das kein Urlaub mehr der per Definition nur eine "bezahlte Freistellung zur Wiederherstellung und zum Erhalt der Arbeitskraft ist. Gesetzlich geregelt durch das Bundesurlaubsgesetz."

 

Der Unterschied:

Eine Reise wächst durch das Unerwartete

Reisen sollte Deinen persönlichen Interessen folgen und ist nicht stumpfes Sightseeing

Eine Reise bringt Dich an Deine Grenzen und manchmal darüber hinaus

Eine Reise formt Deinen Charakter

 

Das alles kann nicht in 14 Tagen passieren und genau darin liegt der allergrößte Unterschied zwischen einem Urlaub mit Kumpels am Gardasee oder einer sehr langen Solo Reise, die Monate dauert.

 

Und deswegen plane genug Zeit und Kohle ein um wieder  anzukommen. Mindesten 1/4 Mehr als die Fahrt selbst und natürlich der Sicherheitspuffer für Notfälle.

 

 

Ach ja und bereite Dich auch nervlich und seelisch darauf vor, daß es nach 6 oder 9 Monaten oder selbst nach Jahren von Abenteurn ein paar Spacken geben wird die Sachen sagen wie:

 

  • Wie war Dein Urlaub?
  • Das war bestimmt schön so lange einfach so zum Spass spazieren zu fahren.
  • So viel Zeit und Geld hätte ich auch gern mal, aber manche müssen ja arbeiten.
  • Wenn meine Frau mich bloß lassen würde, dann würde ich das auch machen.
  • Wo war es am Schönsten?
  • Hattest Du auch mel eine Panne?

 

Reisen muß man machen, erklären ist schwierig. Das wäre als ob man einem Blinden das Sehen erklären will.

Ich glaube ich habe nun in den 4 oder 5 langen Posts so ziemlich alles erläutert zum Thema lange Reisen. Wenn einer Fragen hat immer raus damit! Roll safe!

 

 

 

Bearbeitet von Vespista X
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Danke !

sehr hilfreich und aufschlussreich der Text !

Natürlich bringt machen einen am meisten weiter.

Aber für noch nicht gereiste ist es super so einen Tipgeber zu haben.

 

Also 4 Wochen war schon wirklich eher Urlaub noch. wobei die erhoffte dezente Wandlung kam. ( ich war ja lieber in der Arbeit als daheim vorher. das is jetz besser )

 

mMn passt Deine Aussage daher.

 

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vor 9 Stunden hat Deichgraf folgendes von sich gegeben:

Wann kommt Dein Buch raus? Oder gibts schon eins? 

 

Er schreibt und schreibt, aber ich war halt konstant auf einem Abenteuer nach dem anderen und so ein Text wie oben is rasch getippt. Ein komplettes Buch sachlich, fachlich und den Tatsachen entsprechend dauert länger als ich dachte.

Ein fiktiver Roman wäre da um Welten einfacher :-D

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  • 1 Monat später...
  • 1 Jahr später...
  • 2 Wochen später...
Am 21.3.2024 um 10:59 schrieb Vespista X:

Wenn jemand auch Fragen hat gerne stellen...

Neben allem was du zum Reisen (im Unterschied zum Urlaub machen) geschrieben hast, und was ich äußerst interessant, spannend und ehrlich gefunden habe, interessiert mich die psychische Komponente.

 

Ich kann absolut nachvollziehen und mich auch ein Stück weit hinein denken, dass einen das Reisen verändert bzw. bin überzeugt davon, dass es das tut. Und wahrscheinlich je mehr man einfach reist, also ohne Unmengen an Geld und damit ohne großen Luxus, sondern sehr einfach und an die Bedingungen in dem jeweiligen Land angepasst.

 

Wie bist du mit diesen Erfahrungen und Eindrücken nach der Rückkehr umgegangen? Oder noch direkter gefragt, wie konntest du, nachdem du vielleicht in Sibirien, Kasachstan, Nepal, Tadschikistan, China etc. Menschen kennen gelernt hast, die mit wenig oder auch Nichts zufrieden und glücklich sind, wieder einen "normalen", "völlig kranken" Alltag in Deutschland leben und dich wieder "integrieren"?

 

Ich weiß es nicht und kenne dich nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du in einer festen Beziehung zu einem anderen Menschen (womöglich mit Kindern) lebst. Denn tut man das, wird kaum ein Partner/Partnerin tolerieren, dass man 6 oder 8 Monate in der Welt unterwegs ist, außer der- oder diejenige begleitet einen aus freien Stücken mit einem großen Maß an intrinsischer Motivation.

 

Ich bin mehr als beeindruckt von deinem Mut und deiner Fähigkeit, diese Art des Reisens zu machen. Wie sehr hast du dich verändert und kommst du mit der Veränderung klar? 

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Am 30.3.2024 um 19:07 schrieb Dirk Diggler:

Neben allem was du zum Reisen (im Unterschied zum Urlaub machen) geschrieben hast, und was ich äußerst interessant, spannend und ehrlich gefunden habe, interessiert mich die psychische Komponente.

 

Ich kann absolut nachvollziehen und mich auch ein Stück weit hinein denken, dass einen das Reisen verändert bzw. bin überzeugt davon, dass es das tut. Und wahrscheinlich je mehr man einfach reist, also ohne Unmengen an Geld und damit ohne großen Luxus, sondern sehr einfach und an die Bedingungen in dem jeweiligen Land angepasst.

 

Wie bist du mit diesen Erfahrungen und Eindrücken nach der Rückkehr umgegangen? Oder noch direkter gefragt, wie konntest du, nachdem du vielleicht in Sibirien, Kasachstan, Nepal, Tadschikistan, China etc. Menschen kennen gelernt hast, die mit wenig oder auch Nichts zufrieden und glücklich sind, wieder einen "normalen", "völlig kranken" Alltag in Deutschland leben und dich wieder "integrieren"?

 

Ich weiß es nicht und kenne dich nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du in einer festen Beziehung zu einem anderen Menschen (womöglich mit Kindern) lebst. Denn tut man das, wird kaum ein Partner/Partnerin tolerieren, dass man 6 oder 8 Monate in der Welt unterwegs ist, außer der- oder diejenige begleitet einen aus freien Stücken mit einem großen Maß an intrinsischer Motivation.

 

Ich bin mehr als beeindruckt von deinem Mut und deiner Fähigkeit, diese Art des Reisens zu machen. Wie sehr hast du dich verändert und kommst du mit der Veränderung klar? 

Hallo, das ist eine gute Frage! Es ist keineswegs einfach zurückzukommen, wenn man wie ich mal 15 Jahre auf Reisen war und mehr weg als daheim. Ich habe in 6 Ländern gelebt und gearbeitet, spreche mehrere Fremdsprachen und mußte erst im Ausland "das zu deutsch sein" verlieren und als ich zurückkam sollte es wieder alles beim Alten sein. Das ist schwer!

 

Es gibt dafür sogar einen Fachbegriff: "Reverse Culture Shock". Es gibt inzwischen eine ganze lange Liste von Dingen, die ich nur noch sehr schwer ertragen kann in Deutschland: extreme Korintenkackerei, Bürokratie, Der Wahnsinn was unser ganzes Bewerbungssystem angeht, Die unglaubliche Arroganz der Deutschen, die glauben alles besser zu wissen und zu können, weil es anderswo halt anders gemacht wird (Beispiel Siesta im Süden).

Der Deutsche Michel glaubt immer er arbeite am besten und am härtesten und ist fleißiger und cleverer als alle anderen!  Man lernt unterwegs sehr sehr schnell, daß wir kaum noch in irgendetwas führend oder die Besten sind. Am schwersten ist es für mich zu verstehen, warum in Deutschland so ein extremer Kapitalismus und Materialismus und gleichzeitig so ein Egoismus und eine soziale Kälte herrschen. Ich wurde in allen der 58 bereisten Länder ganz wunderbar  aufgenommen und habe sehr oft Gastfreundschaft erfahren, von der ich mir zu 99% sicher bin, dass sie in Deutschland nicht mal von 10% der leute umgesetzt würde, obwohl wir es uns locker leisten könnten.

Am heftigsten war jedoch nicht meine Veränderung gegenüber Deutschland sondern das Verhalten vieler Deutschen mir gegenüber. Sobald man wagt aus dem engen Korsett des deutschen Alltags mal auszubrechen und der Lebenslauf mal nicht mehr linear und für den durchschnittlichen Muckel nachvollziehbar ist bekommt man viel Gegenwind. Neid, Missgunst und auch üble Nachrede sowie Ausgrenzung ist dann oft die Regel. Ob das von Personalern oder ehemaligten "Freunden" oder sogar von der eigenen Verwandtschaft ist.

Was die Leute nicht verstehen lehnen sie ab und dann steht man ganz schnell da als wäre man ein "Penner", weil man mal eine Zeit sein Lebensunterhalt anders verdient hat oder auch mal eine Auszeit hatte, die über ein klassisches Sabbatical hinausgeht. 99% sehen nicht was man alles lernt wenn man so lebt. So ist es nicht verwunderlich, daß ich wahrscheinlich bald fest im Ausland bleibe, weil ich von dort Jobangebote bekomme, während hier keiner Interesse hat.

Um Deine Frage zu beantworten - ich war lange Single, aber die letzten großen Fahrten war ich oft 2 Monate unterwegs und meine Freundin hatte kein Problem damit. Ich bin seit längerem liiert, aber ich mußte mich auch einige Male davor trennen, weil die Damen auf mein Leben keinen Bock hatten! Kinder oder Haustiere habe ich allerdings keine, weil ich mich gezielt dagegen entschieden habe!

Zusammengefasst: Es ist anders als die Leute denken und oft unbequemer und minimalistischer. Es ist einfach kein Lebensstil für jeden und auch oft eine seelische Herrausforderung ( ohne es esoterisch zu meinen )

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Vielen Dank für die ausführliche und so ehrliche Antwort.

 

Alles was Du schreibst und auch kritisierst, entspricht 1:1 der Realität und auch meinen gemachten Erfahrungen in Deutschland und auf der Welt, ohne dass ich das Reisen je so wie du praktiziert habe, außer in Ansätzen einmal während des Studiums für 8 Wochen als Backpacker und mit extrem wenig Geld durch Bali und Java. Aber das war ein Witz im Vergleich zu deinen monate- bzw. jahrelangen Reisen.

 

Ich behaupte auch und habe diese Erfahrungen gemacht, dass nirgendwo auf der Welt man mit Fremden schlechter und weniger freundlich und weniger hilfsbereit umgeht, wie in Deutschland. Unabhängig davon, dass Deutschland (verglichen mit dem Rest von Europa) viele Ausländer/Flüchtlinge aufgenommen hat. 

 

Und Schubladendenken, Bürokratie, Neid, Missgunst, Egoismus und soziale Kälte ist diesem Volk der Deutschen "in die Wiege gelegt" und ist es schon seit sehr langer Zeit. 

Richtig weit haben wir uns vom preußischen Staat und dem Hauptmann von Köpenick nicht entwickelt. Die Uniformen haben wir weitgehend abgeschafft, aber in den Köpfen nicht wirklich aufgeräumt.

 

Meine Frau ist beispielsweise Künstlerin/Malerin. Es ist unglaublich, wie viele Menschen das mit Nichtstun, brotloser Kunst oder einfach Müßiggang assozieren und selbst in der Familie zum Teil. Und ich bin stolz auf sie und bekomme Gänsehaut, wenn mein (verbales) Schwert auf dieses ganze Kleinbürgertum herunter fährt und die sich unhöflich und missgünstig äußernden Fratzen in zwei Hälften teilt.

 

Man sagt immer "Reisen bildet", aber das tut es nur dann, wenn man a). auch wirklich reist und nicht Urlaub macht und b). wenn man beim Reisen offen, neugierig, unbefangen und in der Lage ist, Neues kennen lernen zu wollen und im Kontext zu verstehen bereit ist.

 

Wer schon mal in - von uns aus gesehen - südlichen und sehr heißen Ländern war, wird dann schnell verstehen (außer er liegt mit 3 Longdrinks im All-in 5*-Ressort am Pool), dass man dort von mittags bis 16/17 Uhr schlicht nicht oder nur sehr schwer hart arbeiten kann und es demzufolge völlig richtig ist, wenn das dort anders gehandhabt wird, als bei uns.

 

Uns allen in Deutschland (einschließlich mir) geht es viel zu gut und wir sind (einschließlich mir) zu weit weg von der restlichen Welt, in der es unzähligen Menschen so schlecht geht, weil Kriege herrschen oder sie schlicht nicht wissen, was sie heute, morgen oder übermorgen essen sollen, weil sie nichts haben.

 

Und weil wir das bestenfalls in der Glotze in der Tagesschau 1 Minute untermalt mit 3 Bildern sehen (die meisten nicht mal das, weil schon lange auf Netflix oder Fickflix), kapiert das auch keiner.

Wir (einschließlich mir) sind in einem eigenen Kosmos, der mit dem Rest der Welt nichts zu tun hat.

 

Bitte reise weiter und mache es genauso, wie du es machst! :thumbsup:Und ich freue mich sehr, weiter von dir zu lesen und vor allem auch von deiner Philosophie!

 

Vielleicht finde ich auch eines Tages den Mut, den ganzen Kack hier hinter mir zu lassen und mit viel weniger irgendwo anders viel glücklicher zu sein. Die Pflanze in mir wächst.........

 

In Ergänzung:

Dass dich manche fragen, woher du das Geld für das monatelange Reisen hast, ist eine hirnverbrannte Frage, auf die es nur eine Antwort geben kann, die sich jeder selber geben können sollte:

"Je weniger man sich selber mit geldfressenden Anschaffungen wie Wohnungen, Häuser, Autos und sonstigen Dingen umgibt, desto weniger muss man tagtäglich dafür buckeln und sich zum Sklaven seines Besitzes machen. Und desto mehr Zeit und Ressourcen hätte man, um zu reisen und um zu leben."

Mir ist das schon lange klar und trotzdem bin ich zu dumm, es zu ändern.

 

Noch dümmer ist die Frage, wo es am schönsten war. 

"Superlative sind an sich schon blöd und 'am schönsten' gibt es nicht, weil es vollkommen subjektiv ist und weil es auch darauf überhaupt nicht ankommt. Es ist so blöd wie die Frage an eine Mutter, welches ihrer 5 Kinder sie am meisten liebt oder welches ihrer 15 Millionen Haare auf dem Kopf ihr schönstes Haar ist."

 

Aber wer alles "in Schubladen" einsortiert und verwaltet, der sortiert und verwaltet auch die für ihn schönste Briefmarke und den für ihn schönsten Stempel, um die Briefmarken damit schön zu entwerten. 

Bearbeitet von Dirk Diggler
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